Credo der Erziehung zum guten Kind*: 20 Glaubenssätze

Heute lest Ihr 20 Glaubenssätze für ein liebevolles, wertschätzendes, vertrauensvolles und gerechtes Miteinander von Eltern und Kindern.

*Die Überschrift dieses Artikels ist natürlich ironisch und provokativ zu verstehen. Denn um “Erziehung” geht es hier eigentlich nicht. Der Inhalt meines Credos ist sogar eher “unerzogen”. Ein “gutes Kind” im althergebrachten Sinn, also ein “braves”, “folgsames”, ist hier nicht gemeint. Eher ein neugieriges, lebensfrohes, emphatisches und authentisches Kind.

In meinem Credo geht es nicht darum, Kinder “zu etwas zu machen”, sondern vor allem um ein liebevolles, achtsames, wertschätzendes, menschenwürdiges und gerechtes Miteinander von Eltern und Kindern.

Und natürlich gibt es keinerlei Garantie, dass Kinder sozial, gerecht, selbstsicher bzw. “gute Menschen” werden, wenn Du sie sozial, gerecht und wertschätzend behandelst. Und trotzdem ist es richtig, sie so zu behandeln. Weil sie Menschen sind.

Los geht’s:

Mein Credo für starke Familien

Ich glaube, dass Folgendes gilt:

1. Wenn Du willst, dass Dein Kind liebevoll mit anderen Menschen umgeht, dann geh liebevoll mit ihm um.

2. Wenn Du willst, dass Dein Kind den Besitz anderer achtet und anderen nichts ungefragt wegnimmt, dann achte seinen Besitz. Nimm ihm nicht ungefragt etwas aus der Hand. Wirf seine Sachen nicht weg, ohne es zu fragen.

3. Wenn Du willst, dass Dein Kind “Danke!” und “Bitte” sagt, dann bedanke Dich so oft wie möglich bei ihm und bitte es mit dem Wort “Bitte”.

4. Wenn Du willst, dass Dein Kind Interesse am Befinden und an den Bedürfnissen anderer Menschen hat, dann zeig ihm so oft wie möglich Dein Interesse an seinem Befinden und seinen Bedürfnissen.

Zwei kleine Mädchen mit Katze
Wer liebevoll behandelt wird, behandelt auch andere liebevoll.

5. Wenn Du willst, dass Dein Kind stets höflich zu anderen Menschen ist, dann sei stets höflich zu ihm.

6. Wenn Du willst, dass dein Kind Freude am Leben hat, dann zeig ihm, dass Du Freude am Leben hast. Und Freude an der Gesellschaft mit ihm.

Mädchen mit Mama im Pool, lachend
Lebensfreude ist ansteckend

7. Wenn Du willst, dass Dein Kind gern Neues lernt und neugierig bleibt, dann unterbinde nicht seine Neugierde und sein Tun. Lass es Dinge anfassen und entdecken, lass es spielen und tüfteln, im Matsch herumpatschen, Käfer essen und Scheiben lecken. Beantworte all seine Fragen kindgerecht, aber belehre es nicht ungefragt.

Kind an Matschpfütze
Entdeckungsfreude möchte ausgelebt werden.

8. Wenn Du willst, dass Dein Kind fleißig wird und sich in Aufgaben vertiefen kann, dann unterbrich es nicht im Spiel. Lass es in Ruhe spielen, und wenn Dir die Spiele noch so seltsam erscheinen.

9. Wenn Du willst, dass Dein Kind über seinen Schatten springen kann, dann zeig ihm, wie Du Dich selbst überwindest und Dinge tust, die Du nicht so magst.

10. Wenn Du willst, dass Dein Kind unvoreingenommen und tolerant wird, dann zeig ihm mit Deinem täglichen Verhalten, wie man unvoreingenommen und tolerant handelt.

11. Wenn Du willst, dass Dein Kind großzügig wird, dann sei großzügig zu ihm, mit Liebe und mit Dingen. Wenn es Dir möglich ist und keine gewichtigen Gründe (z.B. Geld) dagegen sprechen, gib und schenke ihm ohne Bedingungen, was es erbittet. Und gib auch anderen Menschen, die etwas brauchen.

Kind mit zwei Eis

12. Wenn Du willst, dass Dein Kind gerecht wird, dann sei stets gerecht zu ihm.

13. Wenn Du willst, dass Dein Kind optimistisch wird, lass es Dinge allein ausprobieren und herausfinden. Verbiete ihm so wenig wie möglich, hör ihm wirklich zu, und sei für es da, wenn es Dich braucht.

Kind an Brunnen im Wald
Das Kind ausprobieren lassen.

14. Wenn Du willst, dass Dein Kind fürsorglich wird, behandle es fürsorglich: Gib ihm zu essen und zu trinken, wenn es Hunger oder Durst hat, versorge liebevoll seine Wunden, wieg es in den Schlaf, bereite ihm ein gemütliches Bett, tröste es und sei da, wenn es Dich braucht.

15. Wenn Du willst, dass Dein Kind von seinem Tag erzählt und Dir und anderen mitteilt, wie es ihm geht, dann erzähle Du von Deinem Tag und von Deinen Gefühlen.

16. Wenn Du willst, dass Dein Kind große Liebe erlebt, zeig ihm, wie man liebt, küsst und liebevoll zueinander ist. Lass es erleben, wie Liebe im Alltag glitzern kann!

17. Wenn Du willst, dass Dein Kind Freunde findet, dann lass es mit anderen Kindern spielen, so viel und so oft es möchte. So erfährt es, dass manche Dinge zusammen mehr Spaß machen und besser gehen.

18. Wenn Du willst, dass Dein Kind hilfsbereit wird, dann hilf ihm, wenn es nicht zurechtkommt oder danach fragt. Es ist nicht schlimm, seinem Kind zu helfen, auch nicht beim Anziehen oder Balancieren. Wenn Dein Kind aber sagt oder zeigt, dass es etwas allein machen will, dann lass es geduldig alleine tüfteln, bis es soweit ist.

Beim Balancieren helfen ist nicht verboten.

19. Erwarte niemals, dass Dein Kind so wird, wie Du es Dir wünschst. Du begleitest es, aber es formt sich selbst und wächst aus sich selbst heraus. Deine Aufgabe ist es, den besten sozialen und emotionalen Rahmen für Dein Kind zu schaffen, und ihm Stütze, Halt und Freude zu sein.

20. Dieses Credo gilt, so lange Dein Kind lebt. Es endet nicht, wenn es drei oder sieben oder zehn Jahre alt ist, es endet nicht, wenn es aus der Pubertät heraus ist. Es endet nicht, wenn es “erwachsen” ist, den Schulabschluss macht oder von zu Hause auszieht. Dieses Credo gilt, so lange Ihr lebt.

Ich freue mich über Kommentare, Meinungen und Haltungen! Auch über andere als die, die hier ausgedrückt werden.

Kind mit Schlüsselblume im Wald
Jedes Kind ist ein gutes Kind!

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Ein Gedanke zu „Credo der Erziehung zum guten Kind*: 20 Glaubenssätze“

  1. Änne sagt:

    Hallo Maike,
    dein Credo ist so wunderschön. Ich lese es regelmäßig, um mich immer wieder aufs Neue zu bestärken – im Umgang mit unserem Kind und auch im Umgang mit meinen Mitmenschen. Denn ob Groß oder Klein, mein eigenes Verhalten wird sich im anderen spiegeln.
    Dazu hab ich auch mal gehört “Du willst mehr Liebe, sei mehr Liebe”.

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