Heute geht es um drei Ideen, wie wir, inspiriert von den spätsommerlichen Vorgängen in der Natur, Kraft, Freude und Sinn im stressigen Familienalltag schöpfen können:
Der Spätsommer ist die Zeit der Reife und der Wärme. In fast ganz Deutschland erleben wir gerade einen herrlichen Spätsommer mit viel gelber Sonne. Fast hat man das Gefühl, der Herbst wolle sich dieses Jahr gar nicht einstellen, obwohl morgen schon Herbstanfang ist. Hier in Berlin-Brandenburg sieht es noch ganz sommerlich aus: die meisten Bäume sind noch saftig grün, es blühen noch die Stockrosen und andere sommerliche Gewächse. In diesem Jahr setzte auch der Frühling später ein als gewöhnlich. So ist es nicht erstaunlich, dass auch der Herbst ein wenig später ins Land zieht.
In der Natur verwenden die Pflanzen und Bäume in dieser Jahreszeit ihre Kraft darauf, die Früchte reifen zu lassen. Die Wärme der Sonne, die uns diese Tage noch einmal so verwöhnt, das Licht des Himmels und die Kraft der Erde verwandeln sich in fruchtige Süße und kräftige Stärke. Die Erntezeit steht kurz bevor.

Die Äpfel werden schon reif
Unsere keltischen Vorfahren ehrten um diese Jahreszeit den Sonnengott Lug, der auch in Verbindung zu den Göttern der Fruchtbarkeit stand. Dem Getreide wurde kultische Verehrung zuteil: Aus Getreideähren oder Stroh band man Puppen, die so genannten “Kornmuttern”, die man heute noch in manchen Gegenden der Alpen oder auch im Spreewald kennt. Diese wurden verehrt mit dem Wunsch um eine gute Ernte im nächsten Jahr. Das Brot, das aus dem gerade geernteten Getreide gebacken wurde, war unseren Vorfahren heilig, da es ihr Hauptnahrungsmittel und nicht selbstverständlich war.
Gebildebrote vielfältigster Formen und Bedeutungen gibt es in fast jedem Kulturkreis der Erde. Das rituelle Brotbacken der Kelten um diese Jahreszeit hat sich bei uns auch im christlichen Erntedankfest bewahrt. Vielerorts wird zu Erntedank ein spezielles Brot gebacken. Denn im Prozess des Brotbackens wird die energetische Umwandlung der Naturkräfte zum Nahrhaften, die sich in dieser Jahreszeit vollzieht, spür- und fassbar.
Vor dem Hintergrund dieser Vorgänge und Traditionen habe ich drei Ideen, wie man sich jahreszeitlich passende Kraft, Sinn und Freude in den Alltag holen kann:
1. Brot backen
Was liegt näher, als um diese Jahreszeit endlich einmal selbst ein Brot zu backen? Es ist gar nicht so schwer! Wer Angst hat, dass es nicht gelingt, findet heutzutage im Supermarkt Backmischungen, die Erfolg so gut wie garantieren.
Aber auch ein einfaches Hefe-Weizenbrot sollte eigentlich jeder hinbekommen. Hier das Rezept:

Brotteig kneten: etwas Uraltes, das tief innen tief befriedigt
Zutaten:
500 g Vollkorn-Weizenmehl, am besten frisch gemahlen (gemahlen aus dem Laden geht aber auch, nur Vollkorn sollte es sein)
1 Würfel Hefe, am besten in Bio-Qualität (konventionelle Hefe enthält Chemie und ist alles andere als natürlich!)
1 EL Honig
125 ml Milch
125 ml Wasser
einen halben bis ganzen EL Salz
evtl. Brotgewürze wie Kümmel, Koriander und Fenchel
evtl. eine Handvoll Saaten wie Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne oder Leinsamen
etwa 30g Butter
So wird’s gemacht:
Das Mehl in eine Schüssel geben, eine kleine Vertiefung hineindrücken. Die Milch und das Wasser vermischen und lauwarm erhitzen. Es darf nicht zu heiß werden – keinesfalls wärmer als die eigene Hand! In einer kleinen Schüssel ungefähr die Hälfte der lauwarmen Milch-Wasser-Mischung, die Hefe, den Honig und ca. 3-4 EL des Mehls vermischen und dann alles in die Vertiefung in der großen Schüssel gießen. Die Schüssel mit einem Küchentuch abdecken und an einem warmen Ort eine halbe Stunde gehen lassen.
Nach dem Gehen des Vorteigs die restliche Flüssigkeit, das Salz und die Gewürze sowie evtl. eine Handvoll Saaten zugeben und mit dem restlichen Mehl ca. 10 Minuten verkneten. Danach einen Brotlaib formen und diesen auf ein Backblech mit Backpapier setzen. Mit einem scharfen Messer oben mit vier sich in der Mitte kreuzenden Schnitten einen Stern einschneiden.
Das Brot nochmal für eine Stunde gehen lassen. Nach ca. 40 Minuten den Backofen auf 200°C vorheizen. nach einer Stunde Gehen das Brot ca. 45 min im heißen Ofen backen.
Nach Herausnehmen aus dem Ofen etwas zerlassene Butter auf dem Brot verteilen.
Schmeckt großartig! Aus dem Teig können auch leckerste Sonntagsbrötchen gebacken werden. Diese müssen nach dem Formen nur etwa 30 min gehen und nur etwa 25 min gebacken werden.
Und wer anspruchsvoll backen möchte, findet hier mein Rezept für ein Sauerteig-Brot, das auch Einsteigern gelingt.
2. Äpfel pflücken
Auch im Apfel versinnbildlicht sich vieles, was zur Zeit in der Natur geschieht: Der Apfel mit seiner süßen, spritzigen Köstlichkeit ist der Inbegriff der Reife und Fülle sowie die Verkörperung der süßen Kraft der Natur, wie sie gerade draußen herrscht. Der Apfel ist mit dem Brot DAS typische Nahrungsmittel unseres Breitengrads. Außerdem ist der Apfel als kulturelles Symbol aufgeladen mit mythischer Bedeutung – man denke nur an den Apfel der Verführung in der Schöpfungsgeschichte. Manche Äpfel sind jetzt schon reif, und fast überall in Deutschland findet man in der Nähe eine so genannte “Selbstpflücke”, wo man für kleines Geld selbst ernten darf. Äpfel ernten fühlt sich fast so gut an wie Brot backen!
3. Persönliches Dankbarkeits-Ritual
Die Kraft und Üppigkeit, die wir jetzt in der Natur draußen wahrnehmen, die Wärme der Sonne und das Reifen der Früchte lehrt uns, dass genug da ist. Genug für uns und alle. Auch auf Dich persönlich trifft es zu: Du besitzt sehr viel – und Du darfst dafür dankbar sein.
Dankbarkeit stärkt und kräftigt! Mit folgender kleiner Übung können wir uns stärker bewusst machen, was uns alles geschenkt ist:
Mach es Dir auf einem Sofa oder Sessel gemütlich. Bereite Die etwas Leckeres zu essen zu, z.B. eine Scheibe gutes Brot mit Butter und Honig und ein paar Früchte, sowie einen guten Kaffee oder Tee. Stell das auf einen Tisch neben dem Sofa.
Dann schließt Du die Augen. Du entspannst Dich, atmest für ungefähr eine Minute ruhig ein und aus. Du spürst, wie Dein Rücken oder Popo das Sofa oder den Sessel berührt und dort fest aufliegt oder sitzt – das ist gerade Deine stabile Verbindung zum Grund, zur Erde. Alles ist gut. Du bist sicher und warm.
Nun führst Du Dir alle Dinge vor Augen, die Du hast. Ein Haus oder eine Wohnung, Kleidung und tägliche Nahrung, Sicherheit und Abwesenheit von Krieg. Das ist viel und Du gehörst zu der privilegierten Minderheit auf dieser Erde, die all dies jeden Tag genießen kann. Du kannst auch alle anderen Dinge einbeziehen, die Du besitzt und die Dir wichtig sind – Möbel, Auto, Fahrrad, Computer,…
Dann lässt Du die Dinge los und denkst Du an die lebendigen Wesen, die um Dich sind und die zu Dir gehören: Mann oder Frau, Freunde und Freundinnen, Verwandte, Kinder und Haustiere. Denke an alle mit Wohlwollen und führe Dir Deine Liebsten einzeln kurz vor Augen, auch wenn sie vielleicht nicht mehr zu Deinem Leben gehören. Stell Dir vor, wie Du jedem von ihnen freundlich und lachend begegnest und Dich dankbar vor ihnen verneigst, weil sie da sind oder da waren.
Wer möchte, darf seine Gedanken auch zu Erlebnissen schweifen lassen, die wichtig waren im Leben – kürzlich oder vor längerer Zeit. Welche Dinge haben Dich weiter gebracht, haben Dich inspiriert oder eine wichtige Veränderung hervorgebracht? Vielleicht waren es nicht nur positive Erlebnisse, aber sie haben Dich reifen lassen. Was noch hat Dich reifen lassen? Die Jahre? Bestimmte Menschen? Bestimmte Erfahrungen? Verweile nicht zu lange beim einzelnen Erlebnis. Führe es Dir vor Augen und versuche, es kurz und herzlich mit Dank zu betrachten.
Du kannst auch Deinen inneren Blick auf Deine Fähigkeiten richten. Was kannst Du gut? Womit hilfst Du anderen? Versuche, nur das zu betrachten, was Du wirklich gut findest.
Zum Schluss richtest Du den Blick auf den heutigen Tag. Welche Gefühle hattest Du? Was hast Du gegessen und getrunken? Wem bist Du begegnet? Hast Du eine neue Erfahrung gemacht, und sei sie noch so klein? Hast Du vielleicht etwas Schönes gesehen? Versuche, auch diese Dinge mit Dankbarkeit zu betrachten und Dein Herz damit zu erfüllen. Jeder Tag hält Geschenke bereit.
Wenn Du im Hier und Jetzt angekommen bist, kannst Du Dich langsam von den Gedanken lösen. Spüre wieder Deinen Rücken, Deinen Po. Öffne langsam Deine Augen. Recke und strecke Dich. Und dann genieße freudvoll Dein bereit gestelltes Essen und Trinken. Du bist ein reicher, erfüllter Mensch.
Genießen wir den üppigen Spätsommer in all seiner Pracht!
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