Adventskalender im Waldorf-Stil: Unsere nachhaltige Idee

Heute erzähle ich Euch, wie wir unseren Adventskalender gemacht haben. Er kann mehrere Jahre verwendet werden, produziert keinen Müll und sieht aus wie für einen Waldorfkindergarten hergestellt:

Lange haben mein Mann und ich überlegt, bis wir uns für genau diesen Kalender, diese Machart und diesen Stil entschieden hatten. Als wir an einem Abend im September mit der Planung angefangen haben, wussten wir nur, dass wir einen Kalender machen wollten, der in den nächsten Jahren wieder verwendet werden kann. Damit wir uns nicht jedes Jahr etwas Neues überlegen müssen und nicht im jeden Jahr neuer Müll entsteht.

Unser Adventskalender im Waldorf-Stil

Wiederverwendbarkeit und gutes, vorhandenes Material

Außerdem war es uns wichtig, gute, natürliche Materialien zu verwenden. Ich hatte mir außerdem in den Kopf gesetzt, den vor einem Jahr selbst gefärbten Bio-Baumwollstoff (der war sogar von Hans Natur!) für irgendwas an dem Kalender zu verwenden. Beutelchen aus Stoff drängten sich da natürlich auf.

Wieder befüllbare Beutelchen aus selbst gefärbtem Bio-Baumwollstoff mit selbst beschrifteten Etiketten

Hier die Fragen, die wir uns bei der Planung gestellt haben; vielleicht helfen sie auch Euch weiter:
  • Wie viel Geld wollen wir für den Kalender ausgeben? Unsere Antwort: so wenig wie möglich 🙂
  • Haben wir Materialien, die wir benutzen können? Unsere Antwort: Ja, ein großes Stück selbst gefärbter Stoff.
  • Wie viel Zeit wollen/können wir investieren? Unsere Antwort: so wenig wie möglich, jeder ein paar Stunden (und dann ist es viel mehr geworden…).
  • Gibt es irgendwo Inspiration? Unsere Antwort: Ja, z.B. auf Pinterest, aber dort finden sich meist Kalender, die man im nächsten Jahr nicht noch einmal verwenden kann, und meist sind es Wegwerf-Sachen wir Pappbecher, Papiertüten, Schachteln usw.
  • Wäre eine “Standard-Verpackung” OK, also z.B. jeden Tag die gleiche Schachtel / die gleiche Tüte) Unsere Antwort: Ja, ist OK, wenn die Standard-Verpackung groß genug ist, dass auch etwas größere Dinge reinpassen – die Größe einer Streichholz-Schachtel wäre uns zu klein gewesen.
  • Wo soll der Kalender aufgehängt oder platziert werden? Wie viel Platz ist dort?

Mit Herz, Zeit und besten Materialien

Unsere Konstruktion ist ja eher von der schlichten Sorte. Aber wir mögen es lieber schlicht. Und wir haben viel Liebe und Zeit in die Arbeit gesteckt. Wir haben jedes einzelne Element des Kalenders selbst hergestellt oder bearbeitet. Und wir haben nur die besten Materialien verwendet, die wir finden konnten.

Wie der “Waldorf-Look” entsteht

Dabei hat sich mal wieder gezeigt: Nur mit Liebe, Zeit und gutem Material lässt sich der unverwechselbare “Waldorf-Look” herstellen, den ich irgendwann für den Kalender im Auge hatte. Ich hatte das so nicht von Anfang an vor, aber als wir uns prinzipiell entschieden hatten, eine Holzleiste mit Haken für Stoff-Beutelchen zu machen, erschien vor meinen Augen sofort eine organisch geformte, handgeschnitzte Leiste aus dunklem Holz, die nach Bienenwachs duftet.

Und unsere Leiste duftet wirklich so gut! Auch die etwas unregelmäßige Färbung des Stoffes, die durch das pflanzliche Färbemittel und zu wenig Rühren beim Färbevorgang 🙂 zustande kam, ist typisch “Waldorf-Look”.

Benötigte Materialien für einen Adventskalender

Vorab ein Tipp: Das Nähen der 48 Beutel (für zwei Adventskalender…) und vor allem der Bindebändchen war wahnsinnig viel Arbeit. Oh Abende im Oktober, da gingt Ihr hin…. Ehrlich gesagt hatte ich beim Nähen der letzten 20 Beutel keine Lust mehr. Wer sich also Frust ersparen möchte, kann im Bastelbedarf auch fertig genähte Stoffbeutel kaufen. Leider habe ich das zu spät erfahren, nämlich als ich fast fertig war… Na gut, nun habe ich wenigstens den schönen selbst gefärbten Stoff verbraucht, und die Beutel sind auch sehr schön geworden.

Materialien für die Stoffbeutel mit dem Maß 10 x 15 cm
  • Stoffstück in gewünschter Farbe/Muster mit folgendem Maß: Breite 140 cm, Länge mindestens 66 cm für 24 Beutelchen ODER weißen Baumwollstoff im gleichen Maß und pflanzliches Textil-Färbemittel. Das ergibt 24 Beutel der Maße 10 x 15 cm.
  • Natürlich können auch verschieden große Beutel aus verschiedenen Stoffen oder Resten genäht werden.
  • Wer hochwertigen, umweltfreundlichen Stoff sucht, wird bei Hans Natur fündig – unter dem Begriff “Meterware” findet man wunderschöne GOTS-zertifizierte Bio-Baumwollstoffe ab € 10,95 pro Meter. Der weiße Stoff ist 165 cm breit.
  • Kordel oder schönes Bindeband der Länge 7,20 m (für 24 x 30 cm; weniger reicht auch)
  • evtl. ein Stück stabile Pappe, ca. A4-Größe – keine Wellpappe, besser ein Rückkarton von einem Schreibblock o.ä.
  • Textilmarkierstift oder Schneiderkreide
  • farblich passendes Garn
Materialien für die Holzleiste mit Haken
  • schöne Holzleiste vom Schreiner oder aus Resten. Wir haben gegen eine freiwillige Zahlung in die Kaffeekasse eine schöne alte Leiste aus Kirschbaumholz vom Schreiner bekommen, die perfekt geeignet war. Dunkles, festes Holz wie Eiche, Kirsche oder auch Esche eignen sich besonders gut; mit Weichholz wie Kiefer (Baumarkt-Leisten) wird es nicht ganz so schön. Geht aber auch.
  • Schnitzmesser verschiedener Größen
  • Schleifpapier verschiedener Schleifgrade (z.B. 80 / 120 / 180 / 240)
  • flüssiges Bienenwachs (Baumarkt)
  • 24 kleine Haken – unsere sind nur 2,5 cm hoch! – wir haben unsere im Internet gefunden
  • passende kleine Schräubchen
Materialien für die Zahlen-Etiketten
  • Foto-Karton in der gewünschten Farbe
  • dünne Bändchen zum Befestigen
  • schöne Farben/Stifte zum Aufmalen der Zahlen oder ein Set aus fertigen Adventskalender-Zahlen-Stickern

Techniken

  • Messen und Einzeichnen
  • Zuschneiden
  • Nähen
  • Fädeln
  • Schnitzen
  • Schleifen
  • Wachsen
  • Schreiben

Anleitung: So haben wir es gemacht

Wir hatten eine klassische Rollen- bzw. Arbeitsteilung: Ich habe genäht, der Mann hat das Holz bearbeitet.

Säckchen nähen

Der Stoff wird ausgebreitet und folgendermaßen mit dem Textilstift in 48 genau gleich große Felder eingeteilt; bei einem 140 cm breiten Stoff ergeben sich vier Reihen mit jeweils 12 Feldern. Für ein Beutelchen werden 2 Stoffstücke gebraucht.

Das ergibt bei dem 140 cm breiten und 66 cm langen Stoff pro Feld ein Maß von 11,6 x 16,5 cm. Dafür kann man sich aus dem Karton eine Schablone herstellen – aber Achtung: Die Schablone lieber ein, zwei Millimeter zu klein ausschneiden! Der Textilstift verbraucht jeweils auch ein paar Millimeter, die dann bei den letzten Feldern einer Reihe oder Spalte fehlen würden.

“In echt” sind die Felder nicht so länglich, wenn Ihr die Maße beachtet wie genannt.

Dann schneidet man die 48 gleich großen Stücke mit der Stoffschere zu.

Anschließend versäubert Ihr jedes einzelne Stoffstück rundum mit Zickzackstich. Oh yeah!

Optional: Zahlen aufnähen, -bügeln oder -malen

Betreffs der Zahlen von 1-24 haben wir uns für die Variante mit den bemalten Etiketten entschieden, weil wir den Kalender jedes Jahr ein klein wenig abwandeln wollen. Es ist der Plan, jedes Jahr neue Etiketten herzustellen. Man kann die Zahlen auch ganz weglassen, so dass das Kind jeden Tag ein Säcken aussuchen darf, mit oder ohne vorheriges Befühlen. Oder sie werden der Reihe nach aufgemacht. Natürlich kann man auch mit Textilfarbe Zahlen auf die Beutelchen malen, oder gar welche aufnähen oder -bügeln. Das müsste man jetzt, an dieser Stelle tun, bevor die Säckchen zusammen genäht werden.

Wenn die Stoffstücke soweit fertig und evtl. die Zahlen aufgebracht wurden, wird bei jedem Stück entlang der 16,5 cm langen Kanten der rechte und linke Rand ca. 0,75 cm nach innen umgeknickt, aber dann ausschließlich ganz oben jeweils 3 cm lang mit Steppstich festgenäht. Die restlichen 15 cm bleiben (noch) ungesäumt!

Dann klappt Ihr bei jedem Stoffstück den nun entstandenen, rechts und links um 3 cm festgenähten oberen Rand einmal nach unten um und näht ihn fest. So entsteht bei jedem Stoffstück ein sauberer Tunnel, durch den später die Bindebändchen gezogen werden.

Dann legt Ihr immer zwei Stoffstücke rechts auf rechts aufeinander. Das heißt, dabei liegen die beiden “schönen” Seiten des Stoffes aufeinander.

Nun wird das Säckchen entlang der gestrichelten Linie auf meinem Modell rundum mit Steppstich zusammengenäht. Das ist oben in Richtung der bereits zusammengenähten Ränder etwas fummelig, aber dort kann man auch ein kleines Stück offen lassen; das macht nichts.

Dann werden durch die Tunnel mit der Sicherheitsnadel in beide Richtungen (gegenläufig) Bindebändchen gezogen, so dass an jeder der beiden Säckchen-Seiten zwei Bändchen-Enden herausschauen. Die kann man nun noch zusammenknoten. Wenn man jetzt an beiden Bändchen gleichzeitig zieht, zieht sich das Säckchen oben fest zusammen.

Wenn ihr das geschafft habt, dürft Ihr Euch ganz doll auf die Schulter klopfen. Das ist nämlich ein großes Stück Arbeit – ich weiß, wovon ich spreche…

War ich froh, als die Beutelchen fertig waren…

Holzstück schnitzen

Der Mann hat mit Schnitzmessern mehr oder weniger wild an dem Holzstück herumgearbeitet, so, wie es ihm gerade richtig erschien. Das war Absicht, denn wir wollten ja eine organische, unregelmäßige, nicht zu glatte, gerade Form erreichen. Der Mann hat dieses Jahr in einem Kurs an der Schule eine Harfe aus Holz für die große Tochter geschnitzt, daher wussten seine Hände noch, wie sie das Holz bearbeiten müssen. Es macht nichts, wenn dabei “eckige” Schnitzer entstehen, man schleift ja später noch.

Kräftig mit verschiedenen Schnitzmessern schaben und schnitzen

Ich habe meinen Mann gefragt, ob er Tipps zum Schnitzen hat, und er sagte: “Ihr solltet mit Ruhe und Gelassenheit arbeiten. Nehmt Euch die Zeit, das Material, den Härtegrad des Holzes und die Maserung kennen zu lernen. Fangt in kleinen Schritten an, macht erstmal kleine Schnitzvorgänge, bevor Ihr die großen Formen angeht.”

Wenn Ihr mit der generellen Form zufrieden seid, schleift Ihr erst mit dem groben, dann mit dem immer feiner werdenden Schleifpapier das Holz und alle harten Kanten ab.

Zum Schluss wird die Leiste mit flüssigem Bienenwachs eingeölt bzw. -gewachst. Nach dem Trocknen (über Nacht) kann man nochmal ein bisschen schleifen und dann eine zweite Schicht Wachs auftragen.

Haken anbringen

Damit die Haken in regelmäßigen Abständen auf der Leiste sitzen, markiert Ihr auf der Leiste mit einem Punkt den Sitz des ersten und letzten Hakens. Ihr messt den Abstand zwischen den beiden Punkten (z.B. 100 cm bei uns) und teilt diesen Wert durch 23 (Ja, wirklich! Nicht durch 24, denn es sind zwar 24 Haken, aber nur 23 Abstände!) Bei uns waren das 3,4 cm. Dann zeichnet Ihr die restlichen 22 Punkte jeweils im Abstand dieses Wertes auf der Leiste ein.

Die Haken werden dann mit Hilfe eines Akkuschraubers und kleinen Schrauben am Holz angebracht.

Zahlen-Etiketten herstellen

Aus Fotokarton schneidet Ihr 24 Kärtchen aus (besonders schön werden sie mit abgerundeten Ecken) und macht vor dem Beschriften jeweils ein Loch mit einem Locher hinein. Fädelt bei einem Kärtchen ein Band durch und probiert aus, wie Ihr die Etiketten an die Säckchen hängen wollt – da gibt es ja mehrere Möglichkeiten. Ich habe sie schließlich um die Säckchen selbst geschlungen, weil mir das am schönsten erschien. Aus dieser Entscheidung ergibt sich die Richtung, in der die Zahlen draufgeschrieben werden müssen. Dann beschriftet Ihr die Kärtchen mit den Zahlen von 1 bis 24 und fädelt die Bändchen durch die Löcher.

Kalender zusammensetzen

Jetzt müsst Ihr nur noch die Säckchen füllen, die Etiketten an den Säckchen anbringen und dann die Säckchen an den Haken aufhängen!

Ideen zur ramsch- und kitschfreien Befüllung findet Ihr hier (Link führt zum Blog-Artikel mit lauter schönen Ideen für kleine, nicht zu teure Adventskalender-Geschenke).

Fertig ist der Adventskalender im Waldorf-Stil!

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