Vielleicht bin ich melancholisch veranlagt, vielleicht gehen die Dinge mir zu sehr zu Herzen. Aber inmitten vom Sommer verspüre ich wehmütig das Vergehen der lichten Jahreszeit. Der Dichter Friedrich Hebbel hat das Ahnen des Vergehens im August in einem kurzen, prägnanten Gedicht zum Ausdruck gebracht:
Friedrich Hebbel:
Sommerbild
Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
Sie war, als ob sie bluten könne, rot;
Da sprach ich schauernd im Vorübergehen:
»So weit im Leben, ist zu nah am Tod!«
Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
Nur leise strich ein weißer Schmetterling;
Doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
Bewegte, sie empfand es und verging.
Eigentlich ist im August das pralle, satte Leben der Sommerglut auf ihrem Höhepunkt. Genießen wir das Leben, erfreuen wir uns daran, freuen wir uns an Wiesen und Sommerdüften, an Wald und Feld! Tauchen wir unsere Gesichter in Blumenduft, trinken wir tiefrote Getränke, lassen wir Saft an unseren Gliedmaßen herabrinnen, lassen wir das Licht auf uns herabstrahlen, so lange das noch geht!
Vielleicht können wir in den nächsten Tagen, wenn es tatsächlich noch mal heiß werden soll, noch ein paar echte, satte Sommertage genießen und ein bisschen sommerliches Licht tanken für die dunkle Jahreszeit.
Denn der Herbst, der Herbst, der Herbst ist schon nah, jetzt im August!
Ein Gedanke zu „Ein Ahnen des Vergehens: “Sommerbild” von Friedrich Hebbel“