Babys Feinmotorik-Entwicklung optimal unterstützen

Die Entwicklung der Feinmotorik im ersten Babyjahr ist die Grundlage für jegliche Fingerfertigkeit des Menschen: Schreiben, Musizieren, Handarbeit, Fühlen, Aufsammeln und vieles mehr. Wie man sein Baby und Kleinkind in den ersten zwei Jahren dabei optimal unterstützt, lest Ihr heute:

Im ersten Babyjahr macht das Kind gewaltige Fortschritte hinsichtlich seiner motorischen Entwicklung. Mit “Grobmotorik” bezeichnet man dabei die Bewegungsentwicklung des ganzen Körpers, also Drehen, Sitzen, den Kopf heben, Krabbeln und Laufenlernen. Mit “Feinmotorik” wird im ersten Babyjahr vor allem das Greifen, Halten, Festhalten und bewusste Loslassen von Gegenständen bezeichnet, also die grundlegende Entwicklung der Fingerfertigkeit.

Ab dem dritten Monat beginnt die Entwicklung der Feinmotorik. Bei gesunden Babys läuft diese Entwicklung ganz automatisch ab, wenn Zuwendung und normale Beschäftigung mit dem Baby gegeben sind. Man muss das Baby keinesfalls übermäßig stimulieren. Übermäßige Reize und “Beschäftigungstherapie” können sogar mehr schaden als nutzen.

Wohl aber kann man dem Kind zum richtigen Zeitpunkt das geben, was es braucht – das ist sowieso der Schlüssel für die optimale Begleitung eines Kindes in jeglicher Hinsicht 🙂

Was die Feinmotorik betrifft, ist es daher interessant zu wissen, was sich in den verschiedenen Entwicklungsphasen tut und was man dem Baby dafür am besten an und in die Hand gibt.

Phase 1: Der erste Lebensmonat

Entwicklung im ersten Lebensmonat

Die Entwicklung der Feinmotorik setzt erst mit etwa drei Monaten ein. Bis dahin gehören die Handbewegungen des Babys noch zur so genannten reflexhaften “Spontanmotorik”. Wenn man einem neu geborenen Baby einen Finger hinhält, umfasst das Baby den Finger, das Händchen schließt sich darum. Die Hände des Babys sind in dieser Phase meist zu kleinen Fäustchen geschlossen. Nur beim Schlafen, oder wenn das Baby sich erschrickt, öffnen sie sich. Aber das Baby ist sich seiner Hände noch nicht bewusst.

Was das Baby im ersten Monat braucht

In dieser Phase braucht ein Baby noch keine Stimulation, was die Feinmotorik betrifft. Natürlich ist es hinsichtlich seiner gesamtmotorischen Entwicklung wichtig, dass man es viel berührt und liebevoll streichelt. Das Baby viel im Tragetuch zu tragen ist hier hilfreich und gut. So lernt es, seinen Körper zu spüren, sich in ihm zu Hause zu fühlen und sich seiner körperlichen Grenzen bewusst zu werden.

Phase 2: Zweiter und dritter Lebensmonat

Motorische Entwicklung im zweiten und dritten Lebensmonat

In dieser Phase sind Babys Hände nicht mehr so fest geschlossen. Wenn man das Baby am Handrücken oder am Handballen berührt, öffnen sich die kleinen Fäuste. In dieser Phase beginnt das Baby, immer häufiger seine Händchen zum Mund zu führen und hinein zu stecken. Wenn Ihr dem Baby etwas Passendes reicht, kann es mit ca. 10 Wochen den Gegenstand eventuell schon festhalten. Aber loslassen kann es noch nicht kontrolliert; das geschieht in dieser Phase noch zufällig. Das heißt, das Baby kann seine Greifbewegungen noch nicht bewusst koordinieren. Manchmal halten Babys sich in dieser Phase beim Wickeln an ihrer Kleidung, z.B. dem Body fest, um sich durch das “Festhalten” selbst zu beruhigen.

Was das Baby im zweiten und dritten Monat braucht

Auch jetzt ist noch keine aktive Stimulation bezüglich der Feinmotorik vonnöten. Weiterhin sind Tragen, Streicheln und Nähe das A und O. Eventuell kann man dem Baby jetzt ein Knotenpüppchen oder ein Seidentuch mit Eckenknoten in die Hand geben. Das gibt dem Baby erste interessante Sinneserfahrungen mit einem Gegenstand.

Wenn Euer Baby in dieser Phase angespannt wirkt, könnt Ihr nachsehen, ob seine Hände zu Fäustchen geballt sind. Wenn Ihr dann seinen Unterarm oder seinen Handballen ein wenig streichelt, öffnen sich die Händchen und die Körperspannung baut sich ab. So können Babys besser loslassen und in den Schlaf finden.

Phase 3: Ab drei Monaten

Feinmotorische Entwicklung ab drei Monaten

Jetzt etwa beginnt die eigentlich Entwicklung der Feinmotorik. Jetzt sind Babys Händchen meist geöffnet. Mit etwa drei Monaten können Babys die Hände vor ihrem Bauch mittig zusammenführen. Die Händchen beginnen nun, einander immer wieder zu betasten. Das Baby betrachtet nun zunehmend seine Hände und analysiert interessiert seine Fingerbewegungen.

Greifen: Wenn man die Fingerspitzen oder Handflächen des Babys mit einem Spielzeug berührt, greift es jetzt zu. In Bauchlage fängt das Baby an, nach Dingen in Reichweite zu greifen, sie zu bewegen und wieder los zu lassen. Aber dies geschieht jetzt noch nicht kontrolliert.

Was das Baby im dritten bis fünften Monaten braucht

In dieser Phase macht erstmals ein Greifring oder Greifling Sinn. Da Babys noch bis zum Alter von etwa zwei Jahren alles ausgiebig mit dem Mund erforschen, ist absolut strenge Schadstoffprüfung und Unbedenklichkeit hinsichtlich der Materialien ein Muss. Deswegen sollte man gut darauf achten, was man dem Baby in die Hand gibt. Spielzeuge müssen in Europa strenge Richtlinien einhalten, die Küchengeräte und andere Haushaltsgegenstände eventuell nicht erfüllen. Die Motorikspielzeuge von HABA sind diesbezüglich vorbildlich (und außerdem sehr, sehr schön), siehe hier. Wir haben neue Modelle ganz neu im Sortiment.

HABA Babyspielzeug entdecken…

Ein Greifling ist in Phase 3 sinnvoll. Die neuen Motorikspielzeuge von HABA in unserem Sortiment sind aus Holz aus nachhaltiger, heimischer Forstwirtschaft, PEFC-zertifiziert und Made in Germany.

Phase 4: Ab fünf bis sieben Monate

Entwicklung im fünften bis achten Monat

Mit fünf Monaten können viele Babys Gegenstände mit beiden Händen fassen. Ab sechs Monaten können Babys sich Gegenstände gut von einer Hand in die andere geben. Sie greifen jetzt verehrt nach Dingen. Auch der Pinzettengriff beginnt sich schon zu entwickeln: Die Fähigkeit, kleine Gegenstände zwischen Daumen und Zeigefinger zu nehmen und damit aufzuheben und festzuhalten.

Babys erkunden nun Gegenstände mit allen Sinnen: Indem sie sie mit Händen und Mund betasten, erfahren sie Größe, Formen, Gewicht, Temperatur und Materialien. Ist der Gegenstand warm oder kalt, glatt oder rauh, rund oder kantig, weich oder hart? Das Gehirn speichert all diese Erfahrungen – es ist grundlegendes physikalisches Wissen über die Beschaffenheit von Dingen.

Was ein Baby aber auch mit sieben Monaten noch nicht kann: zwei Gegenstände gleichzeitig fest zu halten. Wenn man dem Baby einen Gegenstand reicht, wenn es noch einen anderen in der Hand hat, wird der erste losgelassen. Die Hand-Auge-Koordination entwickelt sich jetzt aber rasant weiter, d.h. das Baby kann immer besser seine Bewegungen dem anpassen und darauf reagieren, was es sieht.

Was das Baby mit fünf bis sieben Monaten braucht

In dieser Phase machen komplexe Greiflinge und Gegenstände mit vielfältigen Formen und Materialien Sinn. Besonders interessant sind auch in sich bewegliche Greiflinge und Spielzeuge. Damit kann man die Vielfalt der Sinneserfahrungen optimal unterstützen. Hier ein paar Beispiele für sinnvolle Spielzeuge in dieser Phase:

Phase 5: Achter bis zwölfter Lebensmonat

Feinmotorische Entwicklung im achten bis zwölften Lebensmonat

In Phase 5, also etwa ab acht Monaten, geht die feinmotorische Entwicklung in Siebenmeilenschritten voran. Jetzt nimmt ein Baby gleichzeitig und nacheinander Gegenstände auf, hält sie fest und hebt sie auch wieder auf. Es erkundet weiterhin neugierig und intensiv verschiedene Gegenstände, Formen und Materialien.

Zwischen dem 8. und 12. Monat erkundet das Baby rutschend, rollend oder krabbelnd sein Umfeld. Es lernt jetzt, gezielt nach Gegenstände zu greifen.

Mit zehn Monaten kann das Baby klatschen und einen Ball festhalten, das heißt, es kann bewusst seine beiden Händchen zusammenführen. Es kann gezielt nach Dingen greifen. Bis zum Ende des ersten Lebensjahres lernt es, Dinge irgendwo hinein zu stecken und wieder heraus zu holen. Der Pinzettengriff wird jetzt verfeinert; das Baby sammelt aktiv Fusseln und Krümel vom Boden auf.

Der Spaß am Berühren und Erkunden von Formen und Materialien stimuliert wiederum die grobmotorische Entwicklung: Wenn das Baby etwas erkunden möchte, wird es motiviert, sich zu bewegen. Viele Babys lernen in dieser Phase zu krabbeln wie Weltmeister und fangen an, sich aufzurichten. Manche Babys machen sogar schon die ersten Schritte.

Phase 6: Ab einem Jahr

Feinmotorische Entwicklung ab einem Jahr

Ab einem Jahr beginnt die spannende “Entdeckerzeit” kleiner Kinder. Sie lernen zu laufen und sich immer geschickter zu bewegen. Sie versuchen überall hinzukommen und alles anzufassen und zu erkunden. Noch immer wird alles in den Mund gesteckt, um die Haptik des Gegenstandes mit dem Mund zu erkunden. Deswegen sind unbedenkliche Materialien bei Spielzeugen weiterhin sehr wichtig.

Mit anderthalb Jahren (18 Monaten) können viele Kinder schon Bilderbuchseiten umblättern: Der Pinzettengriff hat sich fast vervollkommnet. Selbst winzigste Krümelchen werden jetzt vom Boden oder vom Tisch aufgepickt. Das Kind möchte lernen, aus der Tasse zu trinken und Besteck zu benutzen. Dies erfordert eine weiter entwickelte Hand-Auge-Koordination, die sich zunehmend einstellt.

Bald kann das Kind auch Stifte greifen, kritzeln und erste Türme aus Bauklötzen bauen. In der zweiten Hälfte des zweiten Lebensjahres, also ab ungefähr anderthalb, wollen und lernen manche Kinder schon, größere Knöpfe zu öffnen und zu schließen und sich selbst Schuhe an- und auszuziehen. Viele Kinder finden es unheimlich spannend, mit Wasser und Gefäßen herum zu hantieren – Ein- und Ausgießen, patschen und matschen sind jetzt beliebte Tätigkeiten.

Handgelenke und Finger arbeiten immer koordinierter zusammen. So kann das Kind Spielzeug in seiner Hand auch gezielt loslassen und zielgenau am gewünschten Ort ablegen. Wenn Ihr Euer Kind bittet, Euch ein Spielzeug, das es in der Hand hält, zu geben, kann es das Spielzeug in Eure Hand legen.

Das braucht das Kind ab einem Jahr

  • Lasst Eure Kinder erkunden und sich ausprobieren. Sie möchten alles anfassen und erkunden. Am besten legt Ihr alles, was das Kind nicht anfassen und untersuchen soll, außerhalb seiner Reichweite, etwa ganz oben auf den Schrank. Die Phase, in der Kinder alles aus dem regal räumen und auf den Boden werfen, dauert nur etwa ein halbes Jahr – so lange könnt Ihr vielleicht sensible Sachen wegräumen. Die Umgebung des Kindes sollte sicher, aber vielfältig gestaltet sein, damit erspart Ihr Euch viel Ärger und allzu kontrollierende Aufpasserei. Einzelne Stufen, Absätze und weiche Matratzen sind super “Landschaften” für Kinder, wenn sie nirgends zu tief herunterfallen können.
  • Nicht “zeigen, wie es geht”! Kinder wollen selbst herausfinden, wie etwas geht. Es hat überhaupt keinen Effekt, wenn Mama “zeigt, wie man ein Sandtörtchen backt”. Viel besser und nachhaltiger ist es, wenn Ihr Euer Kind alles selbst entdecken lasst. Auch wenn es länger dauert.
  • Ihr solltet Euer Kind auch ungestört und vertieft mit Wasser, Sand, Erde und Matsch, aber ggf. auch mit Teig und/oder Knete herumwerkeln lassen.
  • Versucht geduldig zu sein und dem Kind Zeit zu lassen, wenn es etwas selbst tun möchte. Versuchen und immer wieder versuchen ist ein von manchen Erwachsenen leider total unterschätzter Lerninhalt. Kinder, die in dieser Phase geduldig tüfteln dürfen, bis sie etwas schaffen, geben auch später nicht so leicht auf, wenn ihnen mal etwas nicht gelingt.

Das könnte Dich auch interessieren:

Fünf kreative Outdoor-Spiel mit kleinen Kindern

Abend- und Einschlafrituale für Babys und Kinder: 20 Tipps und Ideen

Was Babys beim Schlafen hilft: 6 Tipps, die wirklich was bringen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Simple Share Buttons