Der Wonnemonat Mai steht seit Urzeiten für Lebensfreude und Genuss. Heute erzähle ich Euch, warum und wie Ihr Euch über die anstehenden Feiertage Genuss und Sinnlichkeit verschaffen könnt und sollt:
Wir haben die Talsohle der Kälte und das launische Aprilwetter überwunden. Endlich wird es warm! Für das Himmelfahrts-Wochenende sind hier in Berlin bis zu 24° C angesagt. Die Bäume tragen das wunderhübsche zarte Maigrün, die Sträucher blühen, die Bienen summen schon fleißig und sorgen dafür, dass wir dieses Jahr fleißig ernten können. Das Leben hat sich gegen alle Widerstände Bahn gebrochen und schwillt mit aller Kraft empor. Draußen in der Natur, in den Kinderherzen und hoffentlich auch bei uns regt sich die Lebens- und Sinneslust.
Seit Urzeiten, besonders in Zeiten, als Mensch und Natur noch stärker miteinander verbunden waren, wurde die sinnliche Kraft des Mais gefeiert. Und auch heute drehen sich noch viele der überlieferten Maibräuche um Liebe, Lust und Leidenschaft. Ganz früher, das heißt in “heidnischen” Zeiten, wurden in unseren Breiten um den ersten Mai herum Feste der Sinne gefeiert. Als Lust und Sexualität noch nicht tabuisiert waren, gab man sich zur Walpurgisnacht gemeinsam und öffentlich den körperlichen Freuden hin. Zu heidnischen Zeiten feierte man in der Nacht zum ersten Mai die “Heilige Hochzeit”, ein Fest, bei dem die männliche und die weibliche Lust und Schöpferkraft gefeiert wurden, um diese dann im Namen der Fruchtbarkeit auf die Felder, Wälder und Wiesen zu tragen. Auch unser Maibaum hat eine lange Tradition und ist in seiner phallischen Form eigentlich ein Symbol der Lust.
Doch die Lebenskraft und Sinnlichkeit des Monats Mai deutet nicht nur auf sexuelle Lust und Leidenschaft hin. Alle Sinne können und sollten um diese Jahreszeit stärker angesprochen werden. Wenn wir uns von den Vorgängen in der Natur leiten lassen wollen, können wir im Mai folgende Ideen umsetzen:
1. Genuss beim Essen
Überall wird es gepredigt und doch schafft man es in der Hektik des Alltags so gut wie nie: aufmerksam, achtsam und genussvoll essen. Probiert es doch einmal aus! Es öffnet wirklich Herz und Seele: Bewusst etwas Besonderes kochen (es muss ja nichts Kompliziertes sein; wie wäre es mit Frankfurter Grüner Sauce mit neuen Pellkartoffeln und Ei?), das Essen schön anrichten, den Tisch schön decken, vor dem Essen eine halbe Minute still sein und dann jeden Bissen bewusst genießen. Langsam kauen und die köstlichen Aromen der Speisen wahrnehmen. Wundervoll!
Gut geeignet für Ernährungsbewusste und passend zum Mai ist auch diese Gemüse-Pizza mit Gartenkräuter-Salat, ein Rezept hier vom Blog.
2. Mit allen Sinnen sich selbst und das Leben wahrnehmen
Versucht einmal, in Euch zu gehen und über die Sinne aufzuspüren, was zur Zeit in Euch lebt. Und macht Euch Freuden über alle Sinne:
– Sehsinn: Schaut einmal genauer hin. Was fällt Euch am Arbeitsplatz, am Partner, auf den vertrauten Wegen auf, das Ihr noch nie gesehen habt? Wer es wirklich ausprobieren möchte, nimmt einen Fotoapparat mit, mit dem Ziel, Aufnahmen von “kleinen Dingen”, also Nahaufnahmen zu machen. Warum nicht einmal vom Partner? Ich verspreche Euch, Ihr werden Dinge entdecken, die Ihr noch nie gesehen habt. Oder hat Euch etwas “die Augen geöffnet”? Wovor “verschließt Ihr die Augen”?
– Gehörsinn: Hören wir einmal genauer hin. Was können wir “zwischen den Zeilen” vernehmen, wenn andere Menschen sprechen? Wo hören wir nicht gerne hin? Hören wir denjenigen zu, die wirklich etwas zu sagen haben? Hören wir doch einfach mal mehr zu. Denn wenn man selbst spricht, reproduziert man nur, was man schon weiß. Neue Dinge erfährt man, wenn man anderen Menschen zuhört.
– Geruchssinn: Was oder wen “könnt Ihr nicht riechen”? Wovon habt Ihr “die Nase voll”? Welche Gerüche bereiten Euch Freude? Was duftet, was “stinkt Euch”? Stellt Euch Maiglöckchen oder Flieder auf den Arbeitstisch. Nehmt Euch auf dem Weg zur Arbeit ein paar Extra-Minuten und lasst Euch von den Gerüchen eines Kaffeeladens betören.
– Tastsinn: Was fühlt sich gut an? Was “berührt Euch”? Wobei bekommt Ihr eine Gänsehaut? Versucht, Euch in solche sinnlich angenehmen Situationen zu begeben. Oder nehmt Euch vor, Eure Liebsten an den vielen Feiertagen öfter zu streicheln und zu liebkosen.
3. Mal wieder tanzen oder singen
Wann wart Ihr das letzte mal tanzen – wild und ungestüm? Ja, genau…: Es wird Zeit! Sagt den Großeltern Bescheid oder organisiert einen Babysitter, geht aus und tanzt ekstatisch, und kümmert Euch nicht darum, was die anderen über Euch denken, wenn Ihr die Glieder wild schlenkert oder den Ballsaal dramatisch als Paar durchquert. Oder singt mal wieder. Das tut auch Euren Kindern und Babys gut, und es ist total egal, ob Ihr falsch oder richtig singt – die Freude zählt! Singen, tanzen, fröhlich sein: Das genau ist es, was der Mai von uns will.
4. Extra lange mit den Kindern kuscheln
Es kommen viele Feier-, Sams- und Sonntage im Mai. Nehmt Euch nicht so viel vor, sondern genießt jeden freien Tag lieber eine oder mehrere Kuschelstunden im Bett mit den Kindern. Bereitet etwas Gutes, Besonderes zum Genießen vor (Bananenmilch? Kakao?), holt Bücher heran und genießt einfach faule Stunden im Bett. Auch das Baby wird sich freuen, wenn Ihr ihm einfach etwas Zeit gönnt – schäkert einfach gemütlich im Bett mit ihm, kitzelt oder massiert es, macht Fingerspielchen, singt,… und freut Euch, dass dieses süße Wesen zu Euch gekommen ist!
5. Nehmt Euch Zeit füreinander und genießt einander
Wer Kinder oder ein Baby hat, bei dem kommt Sex zu kurz – reden wir nicht drumherum. Aber vielleicht ist der Wonnemonat ja ein Anlass, sich doch mal wieder mehr Zeit für den anderen zu nehmen. Köpft eine Flasche guten Wein, packt die elektronischen Geräte weit weg, und nehmt Euch Zeit. Betrachtet einander, stellt Euch aufeinander ein. Versucht einander wirklich wahrzunehmen, körperlich und innerlich. Legt schöne Musik auf. Tanzt langsam im Wohnzimmer. Traut Euch, ein bisschen romantischer zu sein als sonst. Auch hierfür wird es wieder mal Zeit. Und dann sollt Ihr Euch wild auf den Laken wälzen (oder wo auch immer ihr wollt).
Feiert die Lebenslust, seid lustvoll, sinnenfroh und zärtlich, seid fruchtbar und mehret Euch!
2 Gedanken zu „Der schöne Mai: Warum wir uns jetzt verwöhnen sollten“