Der perfekte Ferientag für kleine Kinder

Langsam, wenig, zusammen – so würden kleine Kinder ihren perfekten Ferientag beschreiben. Warum weniger in den Ferien für Eure Kinder mehr ist, darum geht es heute:

Wir Erwachsenen überschätzen oft die Kräfte und die Ansprüche unserer kleinen Kinder. Wir wollen ihnen so gerne viel bieten und sie natürlich glücklich machen. Dabei brauchen kleine Kinder gar nicht viel, um glücklich zu sein. Gerade nicht in den Ferien, die doch dazu dienen sollen, dass wir Kraft tanken und die Seele baumeln lassen können.

Heute erzähle ich Euch, was ein perfekter Ferientag für unsere Kinder war, und dann erkläre ich Euch, warum der Tag für die Kinder so perfekt war, und wie auch Euch das gelingen kann. Eigentlich ist es ganz einfach, und Margret Nußbaum hat dazu ganz tolle Ideen. Letztlich müssen wir uns “nur” auf den Rhythmus der Kinder einlassen, uns ein wenig von ihnen leiten lassen, ihnen unsere Aufmerksamkeit schenken und möglichst viel mit ihnen gemeinsam tun. Das gelingt im Alltag oft nicht so gut, wie wir uns das wünschen. Umso wichtiger finde ich es, dass wir es im Urlaub öfter tun.

Ab und an legen wir also im Urlaub einen ganzen Tag nach dem Geschmack der Kinder ein. Wir haben nämlich festgestellt: wenn wir so einen “perfekten Kinderferientag” machen, dann genießen wir das letztlich alle. Denn es ist extrem entspannt und ermöglicht immer lustige Überraschungen für uns alle.

Das war der perfekte Ferientag für unsere Kinder:

Diesen Sommer verbringen wir so viel Zeit wie möglich in unserem kleinen Haus auf dem Land, das mitten in der Natur zwischen Wald und Wiesen liegt. Das ist zugegebenermaßen ein guter Ort für entschleunigte Tage mit Kindern, weil es direkt vor der Haustür so viel zu entdecken gibt, und weil man sich nicht weit wegbewegen muss.

1. Lesen auf dem Sofa

Noch halb schlaftrunken im Schlafanzug auf dem Sofa sitzen, während der Papa den Holzofen anschmeißt (es ist diesen Sommer morgens leider ziemlich kühl hier in der Gegend), sich in eine weiche Kuscheldecke zu hüllen, Obstschnitze, Beeren und Rosinen kauen und vorgelesen bekommen – unser kleines Kind findet das herrlich. Und die große Schwester auch.

2. Spaziergang allein mit Mama

Exklusivzeit mit Mama ist etwas ganz besonders für ein Kind, das Geschwister hat. Deswegen richten wir es im Urlaub gern ein, dass die Kinder auch mal exklusive Zeit mit Mama oder Papa genießen dürfen. An diesem Tag gehen das kleine Kind und ich zusammen in den Wald, der gegenüber vom Haus jenseits der großen Schmetterlingswiese liegt, klettern auf einen Hochsitz, streifen durch den lichten Kiefernwald und pflücken auf dem Rückweg einen Blumenstrauß. Dabei gehen wir langsam, legen nur eine kleine Strecke zurück, halten aber buchstäblich bei jedem Käfer an. Wir entdecken ein Mauseloch, beobachten wunderschöne Schmetterlinge und pflücken große Farnblätter, die die Tochter als Schirm und Fächer umfunktioniert.

Rauf auf den Hochsitz! 

Ist das ein Mauseloch?

Riesen-Farnwedel als Schirm oder Fächer

3. Spätes Frühstück mit Pfannkuchen

Im Urlaub gibt es zum Frühstück gern mal Sonntagsfrühstück, zum Beispiel Pfannkuchen mit Marmelade, eine Leibspeise beider Kinder. Mit der selbst gekochten Erdbeermarmelade, die wegen der zu kleinen Menge Gelierzucker recht dünnflüssig geworden ist, sind die Pfannkuchen perfekt.

4. Spaß mit der Hängematte

Nach dem Frühstück ist es draußen schon warm, und wir beschließen, einen Platz für die Hängematte zu finden, die wir von einer Freundin geschenkt bekommen haben. Zusammen mit den Kindern streifen wir übers Grundstück und finden schließlich den optimalen Platz zwischen zwei jungen Eichen. Die Kinder haben lange Spaß mit der Hängematte, schwingen sich gegenseitig darin an, und dann lesen wir nochmal eine Runde vor – zu dritt in die Hängematte gekuschelt.

Eine Hängematte ist Unternehmung und Abenteuer genug

5. Mittagessen zubereiten

Zusammen mit den Kindern bereiten wir das Mittagessen zu. Der Mann ist für die Hauptspeise zuständig, ich bereite mit den Kindern den Nachtisch zu, was ihnen großen Spaß macht: Himbeereis (unser Spezialrezept für Beereneis in 1 Minute findet Ihr hier auf dem Blog).

Zum Hauptgericht gibt eines der Lieblingsessen der Kinder: Kartöffelchen, Quärkchen und Leinölchen, wie es bei uns heißt (eigentlich ist “Kartoffeln, Quark und Leinöl” ein traditionelles Bauernessen aus dem Spreewald, wo der Mann aufgewachsen ist).

Das Essen wird draußen im Garten verzehrt.

Lieblingsessen: Kartoffeln, Quark und Leinöl

6. Mittagspause

Wir Eltern gönnen uns im Urlaub immer ein Mittagsschläfchen. Den Kindern steht es frei, sich dazu zu legen oder zu spielen. Heute spielen sie mit ihren Puppen…

…und ziehen einen leeren CD-Ständer mit ihren Kleidern, Tüchern und Krams an, den sie in einer Kiste gefunden haben. Das bringt sie zum Kichern und weckt uns schließlich auf.

7. Zweite Runde Hängematte

Die Hängematte ist den Kindern heute Attraktion genug. So verbringen wir auch den Nachmittag rund um die Hängematte, nur unterbrochen durch die Entdeckung eines weiteren Ameisenhaufens auf dem Grundstück sowie eines Bovist-Pilzes, der lustig braune Wölkchen verpufft, wenn man ihn sachte anstößt. Die Kinder kichern über den Effekt und nennen den Pilz “Pups-Pilz”. Jaja, hahaha!

Noch ein Ameisenhaufen!

8. Malen, Spielen und Kakao

Leider zieht der Himmel zu und es beginnt zu regnen (der Regen hört hier in Brandenburg dieses Jahr einfach nicht auf…). Also gehen wir rein; die Kinder malen etwas, während ich daneben sitze, stricke und zugucke. Dann spielen wir “Tiere raten, Klamotten sagen”, ein Spiel, das wir uns selbst ausgedacht haben und das immer wieder zu Verzückungen und Gelächter führt. Man denkt sich dabei ein Tier, das ein möglichst ulkiges Kleidungsstück trägt. Man nennt das Kleidungsstück, und die anderen müssen mit Fragen das Tier dazu erraten. (“Ein Regenwurm im Bikini!” “Ein Tiger mit roten Lackstiefeln!”). Dazu gibt es für alle einen Kakao. Der Ofen bullert wieder und es ist irre gemütlich.

Malen macht immer Spaß

9. Abendbrot

Der Mann hat inzwischen “Leckerteller” zum Abendbrot bereitet. Wir decken gemeinsam den Tisch und essen, diesmal drinnen, weil draußen alles nass ist.

10. Noch eine Runde lesen und ins Bett

Ja, wir lesen viel, denn das macht auch uns Eltern Spaß. Wir genießen es, aneinandergekuschelt irgendwo zusammen zu liegen. Also lesen wir nochmal all die Kinderbücher, die wir dabei haben, und dann ist Bettgehzeit. Die Kinder wollen in ihren T-Shirts vom Tag schlafen, und ich denke mir, warum nicht? Wer hat bestimmt, dass man immerzu im Schlafanzug schlafen muss?

Also geht es nach einem erfüllten, glücklichen, harmonischen Tag auch glücklich ins Bett. Hier wird noch der Sandmann geguckt und ein Lied gesungen, und dann geht das Licht aus.

Warum war dieser Tag perfekt für mein Kleinkind?

1. Weil wir die ganze Zeit zusammen waren

Kleine Kinder finden nichts so schön wie Zeit mit den Eltern (und ggf. Geschwistern) zu verbringen. Besonders wenn kleine Kinder im Alltag in den Kindergarten, zu einer Tagesmutter oder in die KiTa gehen, benötigen sie in den Ferien so viel wie Zeit wie möglich mit ihren engen Bezugspersonen. Auch unumgängliche Pflichten wie Kochen kann man zusammen mit den Kindern erledigen – sie bekommen dabei kleine Aufgaben, die sie bewältigen können.

2. Weil wir an einem vertrauten Ort waren

Kleine Kinder, und damit meine ich Kinder bis ca. vier, fünf Jahre, also bis ein wenig vor dem Zahnwechsel, fühlen sich am wohlsten in vertrauten Umgebungen. Denn hier kennen sie sich aus, hier erfahren sie Sicherheit, und das tut ihren Seelen und ihrer Entwicklung gut.

Nicht nur für die Kinder, sondern auch für uns Eltern sind viele neue Orte und Umstände stressig. Wir Eltern sind es ja, die die Gefühle unserer Kinder im Fall der Überforderung auffangen müssen. Gerade im Urlaub, wo vieles neu und ungewohnt ist, haben kleine Kinder schnell genug und “machen nicht mehr mit”. Und dann ist er da, der Stress.

Deswegen ist es ratsam, gerade im Urlaub nicht zu häufig den Ort zu wechseln. Besser immer der gleiche Strand, der gleiche See, der gleiche Tagesrhythmus. Besonders schön ist es für Kinder, jedes Jahr an den gleichen Ort in Urlaub zu fahren, zum Beispiel auf den gleichen Bauernhof, das gleiche Ferienhaus usw.

3. Weil wir kein Programm hatten, das zu absolvieren war

Ich sage es einmal ganz deutlich: Man muss kleinen Kindern bis drei, vier nicht viele Unternehmungen und Attraktionen wie Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten, Zoobesuche oder Kinderfeste bieten. Ausflüge sind immer verbunden mit ungewohnten Umständen und Rücksichten auf andere Menschen sowie dem Druck, auch alles gut auszuschöpfen. So arten größere Unternehmungen nicht selten in Stress aus. Davon hat keiner was, und am allerwenigsten kleine Kinder.

Es ist viel wertvoller, einfach mit den Kindern zusammen zu sein und sich in vertrauten Umgebungen treiben zu lassen. Das kann man auch im Park, im Stadtwald oder am Urlaubsstrand. Wenn man sich so wenig wie möglich vornimmt, kommen die interessanten Entdeckungen von ganz allein: ein Pups-Pilz, eine seltsam geformte Muschel oder ein Baumloch.

Das Motto ist: Besser zu Hause bleiben, eine Matschküche auf dem Balkon einrichten und zusammen einen Kuchen backen, als Ziele und Programm zu haben. Besser, Ihr sorgt für eine interessante, aber menschenarme Umgebung, in der das Kind viel erkunden kann. Ein Ort mit viel Bewegungsmöglichkeiten ohne Autos in der Natur ist der optimale Platz für einen entspannten Tag mit Kleinkindern. Sehr gut eignet sich eine große Waldwiese, oder ein Grillplatz an einem See oder Bach. Großartig auch ein Haus mit Garten, gern Euer eigenes oder das von vertrauten Menschen.

Weil wir überhaupt kein Programm hatten und nicht mal einkaufen gehen mussten, war auch folgender, sehr wichtiger Aspekt möglich:

4. Weil es keinen (Zeit-)Druck gab

Oft ist es unser Zeitdruck, der den Stress verursacht. Mein Tipp: Legt die Uhren weg und überlasst Euch den Rhythmen Eures Kindes. Nicht hetzen. Nicht auf die Uhr sehen. Nicht antreiben. “Aber wir müssen doch…” ist ein verbotener Satz. Das gelingt natürlich am besten, wenn man sich nichts vornimmt, was an Uhrzeiten gebunden ist.

So kann man mal das Kind so machen lassen, wie es will: Nur mit Unterhemd bekleidet draußen rumspringen? Warum nicht, wenn es warm genug ist! Das Frühstück in der Hängematte essen? Warum nicht, kann man ja notfalls waschen. Sich Ganzkörper in der Matschpfütze suhlen? Nur zu! Wenn man mal alle fünf grade sein lässt, haben alle was davon.

5. Weil wir in der Natur waren

Ich bin davon überzeugt, dass die möglichst wilde Natur Kindern in jeglicher Hinsicht gut tut. In der Natur gibt es so viel zu entdecken, und das Neue, Unbekannte hier ist bereichernd und nicht stressig. Die Düfte und Stimmungen der Natur, die Kinder in ihrer Kindheit erfahren, werden sie ihr Leben nicht vergessen. Deswegen rate ich allen, ermöglicht Eure Kindern Begegnungen mit der Natur. Sucht Euch einen Ort in der Natur, zu dem Ihr immer wieder gern zurückkehrt, und fahrt hin, so oft Ihr könnt.

 6. Weil wir zusammen gelacht haben

Entscheidend für das Gelingen des perfekten Ferientages für kleine Kinder ist die Stimmung, die zwischen Euch herrscht. Ich meine hier eine gute, liebevolle, zugewandte, gelöste Grundstimmung. Diese Stimmung stellt sich nur ein, wenn man sich nicht stressen lässt, wenn man bereit ist, die Dinge ein Stückweit so zu nehmen, wie sie sind. Und indem man sich auf das Kind einlässt, ihm zuhört, ihm zugewandt ist und mit seinen Augen die Welt entdeckt.

Wenn man in gelöster Stimmung ist, stellt sich das Lachen ganz von selbst ein. Lacht einfach mit, wenn die Kinder lachen, oder bringt sie zum lachen. Nicht ist schöner und verbindet Euch mehr, als gemeinsam zu lachen!

Fazit

Die Nähe zu den Bezugspersonen, Wiederholung und Vertrautes gibt kleinen Kindern Sicherheit. Sie brauchen nicht viel Neues, sie lieben es am allermeisten, mit Euch Eltern zusammen zu sein und mit Euch in vertrauter Umgebung und gelöster Stimmung den Tag zu verbringen. Nichts muss, alles darf!

In diesem Sinne: Habt noch wunderbare entschleunigte Urlaubstage mit Euren kleine Kindern!

Im Einklang sein: Das tut allen gut!

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