Zwischen KANN und MUSS liegt eine ganze Menge. Wie geht´s zu mehr Gelassenheit im Familienleben?
Wer kennt sie nicht: Die unausgesprochenen Erwartungen. Ob im Netz, in der Innenstadt oder im Freundeskreis, überall begegnen uns die scheinbar perfekt gemanagten Familien. Kind und Karriere scheint kein Problem, auch Haus und Garten sehen gefühlt jederzeit einladend aus. Wie geht das nur? Oder ist das nur unsere Wahrnehmung, die dieses Bild entstehen lässt? Gibt es vielleicht gar keine Erwartungen anderer an unser eigenes Familienleben?
Im Auf und Ab des Alltags neigen wir zu einem Staffellauf mit Hektik, Stress und „Müssen“. Diese Dynamik überträgt sich auf das Familienleben und bringt uns aus dem Gleichgewicht. Familienzeit wird gekürzt, das Handy liegt ständig griffbereit und die Kinder sind unruhig. Abends landen wir dann geschafft auf dem Sofa neben dem Partner/in und tauschen uns, mit kurzen Worten über den Tagesinhalt aus. Das Gute: Es gibt Möglichkeiten, mehr Jetzt und Hier in den Familienalltag zu integrieren. Für mehr „Slow“ im Alltag. Wie Ihr zu mehr Gelassenheit findet, eine „Slow Family“ werdet und den empfundenen Erwartungsdruck anderer leichter annehmen könnt, erfahrt Ihr in diesem Blogbeitrag.
Familienleben mit Entschleunigung, die “Slow Family“
Familienzeit ist kostbar und vergänglich. Irgendwann sind auch die Kleinsten mal groß und verlassen ihr Elternhaus. Aber bevor es soweit ist, gibt es ganz viel Zeit zum Genießen! Das Einzige was zu tun ist, ist im „Hier und Jetzt“ sich bewusst Zeit zu nehmen. Und das kann wirklich schon knifflig sein. Zeit nehmen für ein gemeinsames Essen, für ein Kuscheln, ein Gespräch oder auch für gemeinsame Aktivitäten zum Beispiel. Der Ansatz der „Slow Family“ verfolgt gerade diesen bewussten Prozess. Entschleunigung im Alltag fängt bei uns an. Wir können durch unsere Haltung, die Perspektive auf die Dinge und unser Verhalten eine innere Entspannung kultivieren, die wir auf die ganze Familie ausweiten können. Dadurch eröffnen sich neue Freiräume, auch im Terminkalender. Das gemeinsame Waschmaschinen-Einräumen etwa kann zum anschließenden Kuschel-Vergnügen werden. Meistens haben Kinder Freude daran, bei kleinen leichten Aufgaben im Haushalt mitzumachen, dadurch verlängert sich dann auch automatisch die Familienzeit.

Was hält uns ab, vom “Slow Family”-Dasein?
Am Anfang steht die Erkenntnis. Das gilt auch hier. Wir können Veränderungen wahrnehmen, vielleicht in unserem Verhalten oder der Tagesstruktur. Wenn wir gestresst sind, verfallen wir leicht in einen Dauersprint. Der Kopf läuft ununterbrochen, an alles wird gedacht und der Körper wird ein Mittel zum Zweck. Wir nehmen uns weniger Erholungsphasen und neigen zu unübersichtlichen Prioritäten-Planungen. Daher ist der erste Schritt anzuerkennen, dass wir häufiger „funktionieren“ als „achtsam leben“. Wir halten uns durch eigene Gewohnheiten davon ab, bewusst zu entschleunigen. Achtsam leben meint dabei, mit dem Bewusstsein im Jetzt zu sein, ohne Bewertungen und ohne „Muss“.
Annehmen ist hier das Stichwort. Ja, vielleicht läuft es mal drunter und drüber und ja, vielleicht wächst auch mal Unkraut im Beet, aber das ist natürlich und gehört zum Leben. Wir sollten beide Seiten im Leben annehmen, die Sonne und den Schatten. Das bringt uns innere Entspannung, da es für den Moment einfach mal so sein darf, wie es ist. Da können wir uns in der Natur richtig was abgucken. Die Jahreszeiten sind ein schöner Vergleich. Im Sommer erstrahlt die Natur in einem satten Grün, Blumen blühen, Wärme umgibt uns. Im Winter ist es kalt, meist nass und verschneit, sind die Tage kurz. Die Natur „akzeptiert“, dass es nicht nur Sommer geben kann. Genauso ist es bei uns, wir dürfen uns erlauben, dass es in Ordnung ist, wenn Tage auch mal drunter und drüber verlaufen. Es werden auch wieder Tage kommen, an denen alles im Fluss ist.

Und was denken die Anderen?
Das Gleiche gilt für den empfundenen Erwartungsdruck anderer Mitmenschen an das eigene Familienleben. Muss ich genauso flott den Haushalt führen wie XY? Oder verweigere ich meinen Kindern etwas, wenn sie nicht den dritten Freizeit-Kurs in der Woche belegen? Denken andere Menschen eigentlich so viel über mich und meine Familie nach, wie ich mir dazu Gedanken mache? Und wenn ja, warum beschäftigt mich das so sehr? Wir können viele Eindrücke und eigene Erwartungshaltungen an unsere Lebensführung haben. Auch hier dürfen wir uns selbst sagen, dass es okay ist, nicht perfekt sein zu wollen. Jeder andere Mensch würde dein Leben so oder so anders leben, als du selbst. Also mach es zu deinem Ding und lass dich von deinem inneren Kritiker nicht verunsichern!
Ein Weg zu mehr Gelassenheit im Familienleben
Zurück zum Familienleben. Wenn du es also schaffst, mehr Achtsamkeit in deinen Alltag zu integrieren, dann profitieren deine Familienmitglieder auch davon. Du kannst Stressoren besser wahrnehmen und entwickelst ein Gespür für Veränderungen und Hektik. Dabei musst du nirgendwo ankommen oder den perfekten Alltag leben. Es geht vielmehr um eine offene Haltung, die dir ein Annehmen der Situation erlaubt. Es werden dir vielleicht kreativere Lösungen einfallen, mit denen ihr entschleunigter und entspannter im Familienleben sein werdet.

Durch ein entspannteres Miteinander kann auch die Eltern-Kind-Bindung gestärkt werden. Die Freude bei gemeinsamen Aktivitäten wird angehoben. Jetzt ist jetzt, und zum Genießen. Trotz anfallender Aufgaben kann uns unser schlaues Bewusstsein unterstützen, das Handy mal ganz wegzulegen oder gemeinsame Rituale zu schaffen. Rituale bieten Kindern Sicherheit und Orientierung, sie können die Entschleunigung fördern. Vielleicht fangt Ihr mit einer gemeinsamen Mahlzeit am Tag oder einem gemeinsamen Malen und Lesen an. Und ist der Schritt noch so klein, es ist ein Schritt. „Slow Family“ ist kein steifes Konzept, sondern Deine Gelassenheit im Familienleben. Ihr bestimmt Euer Tempo!
Slow Down And Enjoy Your Day – Anregungen für gemeinsame Auszeit
Neben gemeinsamen Toben und Spielen eignen sich Bücher und CD´s zum Entspannen. Die Fantasie wird angeregt und der Körper kann sich ausruhen. Die Auswahl reicht von Märchen und Abenteuern bis hin zu Büchern über die Jahreszeiten. Zum „Abhängen“ eignen sich Hängehöhlen und –sitze, genauso wie großzügige Hängematten. Sie laden zum Verweilen ein. Oder seid Ihr kreative Köpfe und habt Lust zum Malen und Basteln? Mit natürlichen Wasserfarben lassen sich bunte Bilder malen und mit Knete formt Ihr witzige Fantasiewesen. Gemeinsame Auszeit zusammen gestalten.
Wahrscheinlich fällt Dir gerade noch viel mehr ein, was Ihr zusammen ausprobieren könnt, um mehr Entschleunigung für Euer Familienleben zu erhalten. Teile gerne Deine Ideen hier in den Kommentaren mit uns! Oder sammle noch weitere Ideen in unserem Blogbeitrag über die Vorteile von gelegentlichem Faulenzen und Wohlfühlkleidung für Eltern.
Oder eben „jetzt mal nichts“!