Johanni: Fest des Lichtes und der Erneuerung

Am 24. Juni ist Johanni. Hier lest Ihr, was das Fest bedeutet und wie Ihr es mit Kindern begehen könnt:

Um die Sommersonnenwende am 21. Juni steht die Sonne im Jahreslauf am höchsten. Wir erleben den längsten, hellsten Tag des Jahres und die lauesten Sommernächte. Die Natur hat zu ihrer üppigsten Pracht gefunden: Die Blumen blühen mit voller Kraft; Rittersporn, Gladiolen und die ersten Sonnenblumen zeigen ihre hoch wachsende, aufrechte, in den Himmel gerichtete Gestalt.

Um Sommeranfang herum hat man sowohl in vorchristlicher als auch in christlicher Zeit Feste gefeiert. Die Feste um die Sommersonnenwende der vorchristlichen Zeit huldigten der lebensspendenden Sonne und dem Licht. Die Menschen entzündeten Feuer, tanzten um die Flammen und spürten ihre Verbindung mit der Natur (Stonehenge wurde für solche Feste gebaut!). Auch Shakespeares “Sommernachtstraum” zeichnet ein lebendiges Bild des vorchristlichen Sommerfestes: Geisterwesen, Menschen, Tier und Natur vereinigen sich in einem ekstatischen Taumel, flirren und wirren ineinander und umeinander und treiben Schabernack. Ein Fest der Sinne und der Ekstase, ein Fest der Verbindung zwischen geistiger Welt und Ratio.

Die christlichen Bräuche um den längsten Tag des Jahres rückten die Figur Johannes des Täufers in den Mittelpunkt der uralten Festtradition: Johannes, der Erneuerer, der Impulsgeber, der Ankündiger des Christus, eignete sich als neue Symbolfigur für das vormals heidnische Fest wunderbar. Johannes ruft die Menschen dazu auf, das Alte, Überkommene abzustreifen und sich dem Neuen, Hellen, Guten zuzuwenden.

Die christlichen Feste übernahmen die heidnischen Bräuche: Bis heute hat sich vielerorts  der Brauch des Sonnwendfeuers, Johannifeuers oder auch Bergfeuers gehalten.

Wenn wir das Fest mit Kindern feiern wollen, können wir die alten Bräuche mit kindgerechten Elementen ergänzen. Hier ein paar Ideen, wie man den Johanni-Tag mit Kindern begehen kann:

Johannisbeeren essen

Um Johanni werden die Johannisbeeren reif. Wer Johannisbeerbüsche im Garten hat, kann sich glücklich schätzen – der kann mit den Kindern um diese Zeit die ersten Beeren ernten. Aber Johannisbeeren gibt es auch im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt. Sie schmecken pur, aber auch mit Himbeeren, Erdbeeren, Kirschen und etwas Gelierzucker zu Roter Grütze verkocht. Oder man backt einen Johannisbeerkuchen (im Schwäbischen “Träubleskuchen” genannt). Himmlisch! (Hier findet Ihr ein Rezept für einen ganz besonderen Johannisbeerkuchen – ein Spezialrezept meiner badischen Feinschmecker-Oma!)

Ein Feuer machen und darüberspringen

Wer die Möglichkeit hat, kann mit Freunden und Kindern ein (kleines) Johannisfeuer entzünden und mit den Kindern darüber springen. Symbolisch gesehen erneuen wir so unseren Geist, streifen das Alte, Hässliche und Schlechte in uns ab und machen Platz für Neues, Positives – und kommen auf der anderen Seite des Feuers an wie der Phönix aus der Asche. Wer sich traut, spricht zum Sprung-Ritual ein Gedicht oder einen Sinnspruch – zum Beispiel dieses Gedicht von Goethe:

“So standen in grauer Vorzeit die Ahnen,
so stand einst die Jugend auf nächtlicher Fahrt.
So stehen wir heute – ein einziges Mahnen –
fest und geschlossen ums Feuer geschart.
Wir öffnen die Herzen, wir heben die Hände,
wir grüßen des Jahres fruchtbringende Wende,
wir grüßen des Lichtes gesegneten Lauf:
Sonnwendfeuer flamm auf nun, flamm auf !

Die Flamme lodre durch den Rauch,
Begeht den alten heiligen Brauch,
So wird das Herz erhoben.
Die Flamme reinigt sich von Rauch,
So reinig’ unsern Glauben;
Dein Licht, wer kann es rauben!”

Oder man sagt einfach folgenden kleinen Reim, während man springt:
“Johannisfeuer, Johannisfeuer,
Dein Licht unsre Seele erleuchte, erneuer!”

Einen Blumenstrauß mit vielen verschiedenen Blumen pflücken

Um Johanni finden viele wirksame Kräuter zu ihrer Kraft, z.B. das Johanniskraut. Die weisen Frauen der Vergangenheit (aber auch die Bauersfrauen) nutzten die Johannisnacht und die Zeit um Johanni, um Kräuter zu sammeln. Aus dieser Tradition haben sich u.a. in Skandinavien Bräuche entwickelt, etwa der, in der Mittsommernacht neun verschiedene Blumen zu sammeln, diese unters Kopfkissen zu legen – in der Verheißung, in der Nacht vom Zukünftigen zu träumen. Dies kann man spielerisch aufgreifen und mit den Kindern einfach verschiedene Blumen pflücken. Diese kann man mit einer schönen Schleife zusammen binden und an einen besonderen Ort im Haus in einer Vase aufstellen. Eventuell dürfen die Kinder vor den Blumen einen Wunsch aussprechen/sich etwas wünschen. Wer sich mit Kräutern auskennt, darf natürlich gern Kräuter sammeln, z.B. Lindenblüten für Lindenblütentee.

Es gibt auch ein paar Ideen nur für Erwachsene:

Feuerzauber: Das Alte abstreifen und verbrennen

Wer mag, schreibt Dinge, Gefühle oder unangenehme Verhaltens-Schemata, die er loswerden oder ändern möchte, auf einen Zettel und wirft diese Zettel ins Feuer. Oder man verbrennt die Zettel ganz einfach mit einem Streichholz oder Feuerzeug. Besonders gut wirkt ein solcher “Feuerzauber”, wenn man dazu etwas Bekräftigendes spricht, z.B. “Licht und Feuer, nehmt das Alte, auf dass das Neue, Gute in mir walte!”

Liebesnacht

Man muss es wohl kaum erwähnen, aber natürlich eignet sich die Energie um den längsten Tag des Jahres wunderbar für eine phantastische Liebesnacht. Vielleicht habt Ihr Lust, Euch von den Wesen aus Shakespeares Sommernachtstraum anstecken zu lassen und mal etwas ganz Verrücktes, Spielerisches anzustellen?

Feiert Ihr Johanni? Gibt es bei Euch örtliche Johannis- oder Sonnwend-Bräuche?

Credits Foto: “Stonehenge in your face” by simonwakefield, ursprünglich gepostet auf flickr, gefunden auf Wikimedia

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