“Orr, schön!” oder “Super gemacht!” loben die meisten Eltern die ersten Kritzeleien ihrer kleinen Kinder. Warum das eher kontraproduktiv ist, heute im Blog:
In Teil 1 zum Thema “Malen mit kleinen Kindern” haben wir Interessantes über die kleinkindliche Malentwicklung gelernt:
- Kinder unter drei, vier Jahren befinden sich in der Kritzelphase und malen nicht gegenständlich- und wollen und sollen das auch nicht
- In der Kritzelphase geht es nur um Selbstwahrnehmung, Interaktion und Motorik
- Kinder in der Kritzelphase können den Rand des Papiers noch nicht als Grenze wahrnehmen
- Babys unter anderthalb machen bereits erste, wertvolle Gestaltungsversuche, die man sie machen lassen sollte: “Spurschmieren” mit Brei, Matsch oder Sand
(Hier kannst Du Teil 1 in aller Ausführlichkeit nachlesen.)
Heute geht es um einen weiteren wichtigen Aspekt beim Malen: um die Wertschätzung der Ergebnisse.
Sehen statt Loben ist gefragt
Auch wenn viele Eltern glauben, man stärke das Selbstbewusstsein des Kindes, wenn man es für das, was es tut, lobt: Das ist leider ein weit verbreitetes Missverständnis. Natürlich ist Loben besser als Schimpfen oder Desinteresse. Das Kind nimmt von einem Lob zumindest Aufmerksamkeit und Begeisterung der Eltern mit. Aber Loben stärkt ganz sicher nicht das Selbstwertgefühl. Denn es vermittelt dem Kind: Nur wenn ich “gut” bin oder es “gut gemacht” habe, bin ich richtig. Wenn das Kind positive Rückmeldung nur in Verbindung mit den Worten “gut” oder “gelungen” oder “brav” oder “toll” erfährt, fühlt es sich nur angenommen und wertgeschätzt, wenn es Leistung erbringt oder sich normgerecht verhält. Wenn Ihr aber wollt, dass Euer Kind sich ganz selbstverständlich und mit allen Eigenschaften und Gefühlen angenommen fühlt, dann lobt es nicht, sondern seht es. Das ein Kind möchte einfach nur in seinem Handeln und Sein gesehen werden.
Der Unterschied zwischen Loben und Wertschätzung
Um den Unterschied zwischen Loben und wahrer Wertschätzung deutlich zu machen, wird in jüngster Zeit gern folgendes Bild verwendet: Stell Dir vor, Du hast einen geschätzten Menschen längere Zeit nicht gesehen, und nun seid Ihr endlich verabredet. Mit welcher Reaktion des Freundes würdest Du Dich stärker persönlich wertgeschätzt fühlen:
Reaktion A: “Du kannst aber tolle Cocktails mixen! Schmeckt wirklich super gut, Deine alkoholfreie Pina Colada!”
Oder Reaktion B: “Ich freue mich so sehr, endlich wieder mal in Deiner Küche zu sein. Es fühlt sich so vertraut an mit Dir – so ist es einfach nur bei Dir!”
Vermutlich wirst Du Reaktion B als größere persönliche Wertschätzung empfinden. Und so geht es auch unseren Kindern – sie wollen gesehen und unabhängig von ihrer Leistung wertgeschätzt werden, einfach nur, weil sie so sind, wie sie sind, und nicht, weil sie etwas geleistet haben.
Das gilt auch beim Malen.
Wie bringe ich meinem Kind echte Wertschätzung entgegen?
Sei einfach da und zeige Dein Interesse an seinem Tun, ohne in Lobhudeleien zu verfallen. Natürlich kannst Du Dich dazu setzen und zusehen, wie Dein Kind malt. Wenn Du etwas sagen möchtest, sag’ “Da sind ja dicke Striche entstanden” oder “Das wird ja ganz bunt” oder einfach “Ich sehe, das Malen macht Dir Spaß.” Wenn Dein Kind Dir ein Bild zeigt oder schenkt, sag’ einfach, “Danke schön!” oder “Ich freue mich, wenn Du mir etwas schenkst!” und zeig ihm Deine Freude.
==> Lobe Dein Kind nicht für seine “Leistung”. Sieh es und schenke ihm Wertschätzung für sein Tun – unabhängig vom Ergebnis.
Und weil es so wichtig ist, hier nochmal Tipps für die richtigen Malutensilien:
Was kleine Kinder zum Malen brauchen
Für die ersten Malversuche sind dünne Stifte nicht geeignet, weil die Kinder damit noch nicht umgehen können. Besser geeignet sind dicke Wachsmalkreiden und dicke Buntstifte, oder Wachsmalblöckchen.
Hier drei Beispiele für geeignete “Erstmalerstifte”:
Lyra Groove Triple 3 in 1 – Stifte: Dicke Stifte mit Grip, die eine bruchsichere Mischung aus Wachs- und Buntstift sind und die man sogar mit Wasser vermalen kann
Ökonorm Maltropfen: 6 kindgerechte, ergonomisch geformte dicke Wachsmaler. Ideal für erste Schwung- und Malübungen. Bruchstabil und abwaschbar. Sparsam im Verbrauch. Made in Germany.
Und natürlich der Klassiker:
Stockmar Wachsmalblöckchen aus gut duftendem Bienenwachs, die fest und sicher in den kleinen Händen liegen
==> Gebt Euren Kindern große, dicke Stifte oder Blöckchen, die sie gut halten können!
Zum Thema Papier
Zum Malen braucht man nicht nur Stifte, sondern auch Papier. Bei Kindern unter drei eignen sich großflächige, feste Papiere. Abwechslung und ein größeres Erfahrungsspektrum bieten bunte Papiere und welche mit Struktur. Auch malen Kinder gern auf Holzresten oder alten Brettern, wenn Ihr sie lasst. Im Sommer kann man sie draußen mit Fingerfarbe auf Sperrholzbretter oder Holzreste malen lassen.