In den ersten Tagen des neuen Jahres können sich erschöpfte Mamas und Papas eine halbe oder ganze Stunde für sich nehmen, um auf das alte und ins neue Jahr zu blicken. Ich stelle Euch heute ein einfaches Ritual vor, das Euch aufs neue Jahr einstimmt und das alte würdevoll abschließt.
Ich empfehle dieses Ritual besonders abgekämpften Müttern und Vätern, die sich im Alltag nur wenig Zeit für sich selbst nehmen (können). Ich habe die Inspiration für diese Rück- und Vorschau von einer besonderen Freundin, die immer tolle Ideen hat, wie man sich einfach mit der Natur und den jahreszeitlichen Besonderheiten verbinden kann. Das Ritual ist an sich ganz “un-esoterisch”, kann aber von spirituell interessierten Menschen auch dementsprechend ausgelegt werden.
Für unsere kleine Rück- und Vorschau-Zeremonie können wir uns die Symbolik des Adventskranzes zunutze machen, so er denn noch da ist. Der Adventskranz steht ja nicht nur für die vier Adventssonntage. Er symbolisiert mit seiner Kreisform auch den Kreislauf der Natur. Die immer grünen Zweige stehen für die Hoffnung des Lebens und die Wiederkehr des Lebendigen, Hellen im Dunkeln. Wenn man will, kann man die vier Kerzen auch den vier Elementen und vier wichtigen Bereichen in unserem Leben zuordnen: Körper, Geist, Kraft und Gefühl.
Wer möchte, kann sich zu dem Ritual auch mit dem Partner/der Partnerin oder mit einem oder mehreren Freunden zusammentun. Das Ritual eignet sich bestens für den Silvesternachmittag oder -abend, aber man kann es auch erst im neuen Jahr durchführen. Wenn man es mit anderen Menschen zusammen machen möchte, sollte man sich mit gleichgesinnten Menschen zusammen tun, die die Ernsthaftigkeit zu würdigen wissen.
Ihr braucht:
– mindestens eine ungestörte Viertelstunde, besser eine halbe bis eine ganze Stunde
– einen Adventskranz oder vier schöne Kerzen
– Streichhölzer
– acht Blätter Papier
– einen Stift, mit dem Ihr gern schreibt, z.B. den Füller oder den Lieblings-Kugelschreiber
So geht es:
Ihr setzt Euch gemütlich an den Tisch. Ihr stellt den Adventskranz vor Euch hin, oder Ihr nehmt vier Kerzen.
Das Ritual ist in vier Teile gegliedert, wobei jeder Teil für eine der Kerzen steht. Beim Aufschreiben reichen Stichpunkte aus. Wer will, darf natürlich ganze Sätze schreiben.
Die erste Kerze: Körper
Wichtiger Teil bei uns Menschen: Körper
Jahreszeit: Winter
Element: Erde
Wir zünden die erste Kerze an und fragen uns: Wie bin ich im zurückliegenden Jahr mit meinem Körper umgegangen? War ich achtsam zu mir selbst? Habe ich gut genug gegessen? Habe ich auf meine Gesundheit geachtet? Waren genügend materielle Ressourcen da, um mein Leben zu stützen? Auf welche materiellen Quellen konnte ich zurückgreifen, um mir Sicherheit zu geben?
Wir schreiben unsere Gedanken dazu auf das erste Blatt Papier auf. Man kann auch anhand zweier Fragen vorgehen: Was war gut? Was war schlecht?
Dann richten wir den Blick ins nächste Jahr, in die Zukunft. Diese Gedanken zur Zukunft schreiben wir auf ein zweites Blatt: Was wünsche ich mir? Auf die erste Kerze bezogen könnten wir uns fragen: Was wünschen wir uns bezüglich der “Materie” für das nächste Jahr? Brauche ich mehr materielle Sicherheit? Wenn ja, wie könnte ich das erreichen? Möchte ich etwas an meinen Ess- oder anderen Gewohnheiten ändern? Wünsche ich mir, mich selbst besser zu hegen und zu pflegen? Wie kann ich erreichen, dass ich meinem Körper und meiner Existenz vertraue?
Wieder schreiben wir unsere Gedanken dazu auf. Wenn wir fertig sind, falten wir auch dieses Blatt und legen es beiseite, auf einen zweiten Stapel, den “Wunsch-Stapel”.
Die zweite Kerze: Denken
Wichtiger Teil bei uns Menschen: Denken/Intellekt/Verstand
Jahreszeit: Frühling
Element: Luft
Nun zünden wir die zweite Kerze an und nehmen das dritte Blatt Papier zur Hand. Bei der zweiten Kerze geht es um unser Denken, um unseren Intellekt, unsere geistige Tätigkeit. Wir können uns fragen: Hatte ich in diesem Jahr genügend Inspiration / “Geistesfutter”? Was oder wer hat mich inspiriert? Welche Bücher habe ich gelesen, welche sind mir davon im Gedächtnis geblieben? War ich intellektuell überhaupt genügend gefordert? Oder habe ich meinen Kopf sogar zu stark eingesetzt?
Wir schreiben unsere Gedanken dazu auf und legen das Blatt auf den ersten Stapel. Dann nehmen wir das vierte Blatt zur Hand und notieren darauf unsere Wünsche fürs nächste Jahr: Wie erreiche ich größtmögliche Klarheit im Denken? Was würde mich inspirieren? Mit welchen Menschen “funkt” es, wenn wir zusammen sind, welche Art von geistiger Beschäftigung macht mich “luftig”, fällt mir leicht? Oder auch: Sollte ich den Kopf vielleicht ab und zu abschalten? Wie könnte gelingen, was ich mir wünsche?
Wieder schreiben wir unsere Gedanken auf. Das vierte Blatt wird auch auf den Wunsch-Stapel gelegt.
Die dritte Kerze: Kraft/Leidenschaft
Wichtiger Teil bei uns Menschen: Kraft/Energie/Leidenschaft
Jahreszeit: Sommer
Element: Feuer
Wieder notieren wir unsere Gedanken und können uns wieder in drei Abschnitten bzw. zwei Blättern bewegen: 1. Was war schlecht/gut? 2. Was wünsche ich mir?
Die Fragen zum Thema Kraft/Leidenschaft könnten sein: Hatte ich immer genug Kraft und Energie? Wofür haben ich in diesem Jahr wirklich “gebrannt”? Was hat mir Energie gegeben, wofür bin ich “entflammt”? Was hat mir Energie geraubt? Habe ich mich einer oder mehreren Leidenschaften hingegeben, habe ich die Flamme in mir genährt? Oder man richtet die Gedanken nicht auf das Flammende, sondern auf das Warme: Gibt es genügend Liebe und Liebes in meinem Leben? Fühle ich mich von einer inneren Wärme durchdrungen, oder ist es manchmal kalt?
Und wie wünsche ich es mir im nächsten Jahr?
Wenn wir alles aufgeschrieben haben, legen wir die Blätter wieder auf die beiden Stapel.
Die vierte Kerze: Gefühl
Wichtiger Teil bei uns Menschen: Gefühle
Jahreszeit: Herbst
Element: Wasser
Wir verfahren wie bei den anderen drei Kerzen. Hier geht es um alle Gefühle, die guten und die schlechten. Es geht NICHT darum zu fragen, “Hatte ich immer gute Gefühle?”, sondern eher darum, ob man Gefühle jedweder Art zugelassen, gespürt und gelebt hat. Also darum, wie gefühlsbetont man gelebt hat und ob man damit zufrieden war. Nehme ich meine Gefühle ernst, auch die negativen wie Wut, Trauer oder Aggression? Wie bin ich mit meinen Gefühlen umgegangen? Aber auch: Welche schönen Gefühle hatte ich? Fallen mir Momente ein, in denen ich mich so richtig gut gefühlt habe? Kann ich auch auf meinen Bauch hören, oder lasse ich mich von rationalen Überlegungen leiten? Neige ich dazu, mit meinen Gefühlen zu “davon zu schwimmen” und keinen Halt mehr zu finden, oder unterdrücke ich meine Gefühle? Und wie wünsche ich es mir im nächsten Jahr? Nehme ich mir hier etwas vor?
Wieder legen wir die Blätter auf die beiden Stapel.
Das Ritual abschließen
Wenn wir alle Blätter beschrieben haben, legen wir sie erstmal beiseite an einen sicheren Ort. Wer möchte, kann dann das Ritual ein paar Tage später auf besondere Weise abschließen: Wir lesen die Blätter, die sich auf das alte Jahr beziehen, also die Blätter des ersten Stapels, noch einmal aufmerksam durch. Dann verbrennen wir sie. Damit gibt man dem Gehirn die Botschaft, dass diese Dinge abgeschlossen sind, dass nun Platz für etwas Neues frei wird: für ein neues Jahr, für neue Erfahrungen und Erlebnisse. Dann kann man die Wünsche, also die Blätter des zweiten Stapels, noch einmal durchlesen und dann entweder auch verbrennen oder sorgsam aufbewahren — was man lieber möchte und was sich besser anfühlt.
Ich fand es erst seltsam, dass man auch die Wünsche für die Zukunft verbrennen soll. Aber meine Freundin erklärte es mir folgendermaßen: Feuer bedeutet immer Verwandlung. Wenn man auch die jetzigen Wünsche, Vorstellungen und Ideen für das neue Jahr dem Feuer übergibt, gibt man ihnen die Möglichkeit, sich in etwas zu verwandeln. Also sozusagen im neuen Jahr real, also Wirklichkeit zu werden. Und das hört sich doch gut an!
Ich bin neugierig: Traut Ihr Euch das Ritual zu? Findet Ihr die Zeit und Muße dazu? Ich würde mich freuen, von Euch zu hören, wie es verlaufen ist!
Ein Gedanke zu „Schönes zum Neuen Jahr: Kleines Ritual mit Rück- und Vorschau“