Jetzt im Juni wächst der strahlend gelbe oder silbern zarte Löwenzahn überall. Wie Peter Huchel den Zauber dieser Blume in ein Gedicht gefasst hat, das man auch kleinen Kindern vorlesen kann, erfahrt Ihr hier.
Löwenzahn findet man überall – auf ländlichen Wiesen und auf städtischen Brachen, im Garten und im Hinterhof. Jetzt, Anfang Juni, sind manche “Löwenzähner” (wie unser familieninterner Plural lautet) schon zu Pusteblumen geworden. Mit Pusteblumen haben Kinder viel Freude. Man muss ihnen nicht rational und ausführlich erklären, wie das mit den kleinen Samen funktioniert. Man muss gar nichts sagen. Aber wer unbedingt etwas erklären möchte, kann einfach sagen: Aus jedem kleinen Schildchen, das Du wegpustest, wächst ein neuer Löwenzahn.
Oder, wenn man eine poetische Stimmung herbeizaubern möchte, liest man Peter Huchels schönes Gedicht vor. Natürlich werden die Kinder nicht verstehen, dass darin eine Wehmut um das Vergehen der Zeit anklingt. Aber sie werden ganz sicher die Stimmung, die Ihr beim Lesen oder Sprechen aussendet, in sich aufnehmen.
Peter Huchel:
Löwenzahn
Fliegen im Juni auf weißer Bahn
flimmernde Monde von Löwenzahn,
liegst du versunken im Wiesenschaum,
löschend der Monde flockenden Flaum.
Wenn du sie hauchend im Winde drehst,
Kugel auf Kugel sich weiß zerbläst,
Lampen, die stäubend im Sommer stehen,
wo die Dochte noch wolliger wehn.
Leise segelt das Löwenzahnlicht
über dein weißes Wiesengesicht,
segelt wie eine Wimper blaß
in das zottige wogende Gras.
Monde um Monde wehten ins Jahr,
wehten wie Schnee auf Wange und Haar.
Zeitlose Stunde, die mich verließ,
da sich der Löwenzahn weiß verblies.
Viel Freude Euren Kindern mit dem Löwenzahn!