Ihr braucht nur eine Schüssel, ein weißes Tuch und eine Puppe, um Eure kleinen Kinder mit einem einfachen winterlichen Puppenspiel zu verzaubern. Heute zeige ich Euch, wie das geht.
Unsere kleine Tochter geht unter der Woche zu einer Tagesmutter. Wir alle lieben unsere Tagesmutter, denn sie ist nicht nur humorvoll und weise. Sie hat auch immer die besten, simpelsten und unkonventionellsten Einfälle in allen Lebenslagen – und ein riesiges Repertoire an Liedern, Gedichten, Reimen und Singspielen. Vor ungefähr einem Jahr war die Tagesmutter bei uns zu Hause und hat uns etwas ganz Besonderes hinterlassen: Die Idee zu diesem zauberhaften Puppenspiel, das ich Euch heute vorstellen möchte. Beide Töchter sind damals total auf die einfache Vorführung abgefahren und möchten es seither immer und immer wieder erleben. So ist dieses Puppenspiel zum “Büblein auf dem Eise” inzwischen zu einem festen Bestandteil unseres winterlichen Drinnen-Vergnügens geworden.
Ihr braucht:
– eine Puppe, am besten einen Puppenjungen mit Schuhen oder Stiefeln. Aber eigentlich könnt Ihr jede Puppe nehmen, auch wesentlich kleinere als die von uns verwendete, z.B. eine Jungen-Figur aus der Puppenstube. Wenn Ihr ein Puppenmädchen nehmen wollt, könnt Ihr im Text einfach “Büblein” durch “Mädchen” ersetzen
– eine nicht zu schwere Schüssel mit möglichst großem Durchmesser, z.B. eine Aluminium- oder Plastikschüssel
– ein großes weißes Tuch, am besten aus Seide (weil das so schön eis-mäßig glänzt), Mindestmaß: 70×70 cm, besser noch größer. Andere Materialien gehen aber auch. Dieses Seidentuch von Hans Natur ist z.B. perfekt geeignet.
– einen bearbeiteten Ausdruck des Textes “Das Büblein auf dem Eise” von Friedrich Güll (siehe unten, einfach kopieren und auf A4 ausdrucken).
Zunächst zum Text und warum ich ihn ein wenig bearbeitet habe: Das Gedicht ist im Jahr 1827 entstanden und hat ein aus heutiger Sicht fragwürdiges Ende. Die Handlung: Das Büblein hat neugierig mit dem Stiefelabsatz das noch dünne Eis auf dem See geprüft und ist dabei eingebrochen. Voller Angst zappelt es im eiskalten Wasser und schreit laut um Hilfe (ganz klar: das wird er nicht nochmal riskieren, pädagogische Botschaft angekommen!). Das Büblein hat Glück: Ein Mann kommt vorbei und zieht es am Schopfe heraus. Doch hier das bittere Ende: Als das Büblein schockgefrostet und wahrscheinlich von Angst und Pein geplagt nach Hause kommt, wird es zu Hause auch noch “vom Vater geklopfet”, also auf gut deutsch: verprügelt. Weil ich das meinen Kindern so nicht darbieten will, habe ich das Ende des Textes ein wenig umgedichtet. Hier findet Ihr das Gedicht in meiner angepassten, “modernen” Form:
Friedrich Güll
Das Büblein auf dem Eise
Gefroren hat es heuer
noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Weiher
und spricht zu sich ganz leis:
»Ich will es einmal wagen,
das Eis, es muß doch tragen.
Wer weiß!«
Das Büblein stapft und hacket
mit seinem Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket,
und krach! schon bricht’s hinein.
Das Büblein platscht und krabbelt,
als wie ein Krebs und zappelt
mit Arm und Bein.
»O helft, ich muß versinken
in lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muß ertrinken
im tiefen, tiefen See!«
Wär’ nicht ein Mann gekommen –
der sich ein Herz genommen,
o weh!
Der packt es bei dem Schopfe
und zieht es dann heraus,
vom Fuße bis zum Kopfe
wie eine Wassermaus.
Das Büblein hat getropfet,
gefroren und getropfet!
Das Kind lief schnell nach Haus.
Die Mama nimmt es in den Arm
und hält es sicher, hält es warm.
So gestaltet Ihr das Puppenspiel:
Ihr spannt den weißen Stoff wie eine Eisschicht fest über die Schüssel und haltet das Tuch unter der Schüssel mit einer Hand fest, so dass das Tuch eine glatte, straff gespannte, ebene Fläche bildet. Das ist der See mit der Eisschicht. Hier zahlt sich aus, wenn die Schüssel aus Plastik oder Aluminium ist, denn schwere Schüsseln kann man mit einer Hand nicht halten. Den Text könnt Ihr neben Euch auf den Boden legen, oder Ihr lernt ihn vorher auswendig. Die Puppe nehmt Ihr in die andere Hand. Ihr sprecht den Text bitte ausgesprochen langsam und deutlich betont. Das ist immens wichtig bei Kindern unter vier, sonst können sie nicht folgen und nehmen nur ein “Sprach-Rauschen” wahr.
Dazu spielt Ihr mit der Puppe die Handlung entsprechend dem Text nach. Eigentlich muss man nur den Text gut kennen, dann bekommt man sofort Ideen, was man mit der Puppe spielen könnte. Meine Version kann dabei Anregung sein.
Strophe 1: Die Puppe am Oberkörper neben den “See” halten, etwas beugen und hin- und herwenden (als ob sie neugierig guckt):
Strophe 2: Das eine Bein der Puppe mit einem kleinen Schwung über den Rand der Schüssel legen und das Bein auf und ab bewegen, als ob das Büblein mit dem Beinchen in die Oberfläche des Sees hackt. Hierbei sollte das Tuch straff gespannt bleiben!
Der Höhepunkt der Vorführung ist natürlich das “und krach! schon bricht’s hinein” – da drückt man die Puppe in die gespannte Tuch-Oberfläche hinein, so dass “das Eis bricht” (das Tuch schlaff wird). Jetzt kann man die Schüssel auch abstellen (das weiße Tuch sollte dann immer noch über die Ränder gebreitet sein, wenn auch nicht mehr gespannt):
So kann die Puppe ab jetzt mit zwei Händen bewegt werden, was natürlich viel einfacher ist. Bei “Das Büblein platscht…” ff. bewegt man die Puppe ein wenig mit den Armen fuchtelnd in der Schüssel hin und her:
Strophe 3: Man lässt die Puppe die Arme hochrecken und bewegt sie weiter auf und ab, die Hilferufe kann man ruhig verzweifelt-klagend klingen lassen:
Strophe 4: Man packt wie der Mann die Puppe am Schopf und zieht sie heraus:
Man kann die Länge “vom Fuße bis zum Kopfe” kurz mit der zweiten Hand andeuten (Hand einmal von den Füßen bis zum Kopf bewegen):
Das “getropfet” kann man darstellen, indem man die Finger zappeln lässt und die Hand dabei um die Puppe herum bewegt:
Letzte beiden Zeilen: Man nimmt die Puppe liebevoll in den Arm und wiegt sie sanft hin und her:
Viel Freude beim Vorspielen!
Und hier einmal unser Büblein im echten Eise – im echten Eis und Schnee kann man das Puppenspiel natürlich auch vorführen, wenn man den Text auswendig kann!
Tausend Dank für diese Inspiration! Unser Sohn ist fasziniert von der Geschichte, aber das Ende fand ich immer so doof, jetzt weiß ich, wie ich es ändern kann – danke!
Schön, das freut mich! Frohe Weihnachten Euch!