Wir kochen Kirschmarmelade, scheitern fast an den Kernen und bereiten einen köstlichen Nachtisch

Was macht man mit einer Schüssel Sauerkirschen, die man überraschend geschenkt bekommt? Natürlich Kirschmarmelade! Wie ich mich mit den Kernen abgemüht habe, und was für einen köstlichen Nachtisch wir mit der Marmelade gezaubert haben, lest Ihr heute:

Unsere Nachbarin hat heute Kirschen geerntet. Unsere Kinder starren schon seit Wochen auf die roten Kirschen in Nachbars Garten und haben auch schon ein, zwei herunter gefallene gekostet. Die Kirschen waren aber so sauer, dass sie keine Lust auf mehr hatten. Heute erst hat die Nachbarin die Kirschen geerntet und uns freundlicherweise eine Schüssel davon geschenkt:

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Ich bin eigentlich keine Marmeladen-Köchin, aber was soll man sonst mit einer Schüssel Sauerkirschen anfangen, die am selben Tag verarbeitet werden muss? Also kaufte ich schnell Gelierzucker und so konnte es am Nachmittag losgehen. Die große Tochter hat diesen Sommer schon zwei Mal Marmelade aus herabgefallenen Mirabellen gekocht und war jetzt ganz erpicht auf das Kirschmarmelade-Kochen.

Zuerst haben wir gemeinsam in aller Ruhe jede Kirsche von Hand entkernt. Meine Tochter fragte zuerst nach einem “Kirschenentkerner” (wir haben keinen; keine Ahnung, woher sie von einem solchen Instrument weiß), aber ich sagte wie oft: “Das beste Werkzeug ist die Hand,” und so war es auch heute wieder. Mit der Hand konnten wir die Kerne sehr gut vom Fruchtfleisch befreien, so dass nur wenig Fruchtfleisch an den Kernen haften blieb. Die Tochter machte ganz fleißig mit:

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Dabei spritzten wir ungewollt schön mit Saft herum und hatten viel Spaß. Die Tochter war bald von oben bis unten rot gesprenkelt, ebenso der Tisch und der Boden. Trotzdem, der Hauptteil landete in der Schüssel.

Dann kochten wir das Fruchtfleisch unter Rühren im Verhältnis 2:1 mit Gelierzucker auf (2 Teile Frucht, 1 Teil Gelierzucker Typ 2:1):

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Da kam ich auf die Idee, auch die Kirschkerne zu verwerten und aus ihnen ein Kirschkernkissen zu nähen. Ich wusste nicht genau, wie man Kirschkerne am besten gänzlich vom Fruchtfleisch befreit, dachte aber, kochen kann nicht schaden. Also die Kerne in einem Topf mit Wasser aufgekocht (vorne im Bild), während die Tochter die Marmelade rührte:

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Als die Marmeladenmasse 3 Minuten geköchelt hatte, füllten wir sie noch kochend in Schraubgläser und drehten diese sofort um – so bildet sich ein Vakuum im Glas, was die Haltbarkeit der Marmelade deutlich verlängert. Leider hatten wir nicht genug Gläser, so dass wir den Rest für den baldigen Verzehr in kleine Schälchen füllten.

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Dann hieß es warten, bis die Marmelade etwas abgekühlt und geliert war. Das dauerte leider länger als erwartet. Weil die Tochter aber unbedingt die Marmelade probieren wollte, obwohl sie noch warm und flüssig war, kam sie auf die Idee, die Marmelade in Quark zu rühren. Das taten wir (etwa 3 Esslöffel Marmelade auf 125 g Quark) und es schmeckte paradiesisch gut!  Die Tochter schmierte sich den Marmeladenquark auf ein Körnerbrötchen, ich aß ihn einfach pur. Beides ist unbedingt zu Nachahmung empfohlen!

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Und dann kam die Geschichte mit den Kernen. Ich goss sie nach ca. 20 Minuten Abkochen ab und stellte dabei fest, dass sich das Fruchtfleisch nicht gut gelöst hatte, wenngleich es jetzt fast farblos war (hier im Bild sieht man es kaum):

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So holte ich erstmal ein altes Handtuch, schüttete die Kerne darauf und rubbelte sie ab:

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Aber auch dadurch löste sich das Fruchtfleisch nicht. Ich bat meinen Mann, das Problem zu googeln, während ich erstmal jeden einzelnen Kern von Hand abrubbelte. Die Recherche war amüsant – Kirschkerne sind online echt ein Thema, wie wir herausfanden.  Zum Befreien vom Fruchtfleisch gab es aber nirgends den ultimativen Tipp, so dass ich beschloss, die paar Kerne weiterhin einzeln händisch abzurubbeln, während mein Mann mir aus der skurrilen Welt der Online-Kirschkerne vorlas. Immerhin erfuhr ich, dass sich Kirschkernanbieter besonders hinsichtlich der Trocknungstemperaturen und -zeiten zu übertrumpfen versuchen – denn erst ab einer Trockenheit von unter 10 oder gar unter 8 Prozent ist gewährleistet, dass die Kerne als Füllung nicht schimmeln. Auch müssen “Insektenablagerungen” und Keime abgetötet werden. Eine Trocknung von 20 Stunden bei 60°C wird von einem führenden Anbieter empfohlen, aber das kam für mich nicht in Frage: zu hoher Energieaufwand für ein einziges Kirschkernkissen.

Also beschloss ich, die Kerne zumindest für eine Stunde bei 60°C in den Ofen zu tun und sie dann morgen noch ein wenig in der Sonne trocknen zu lassen.

(Wie es mit den Kernen weitergeht und wie ich das Kissen nähe, erzähle ich in ein paar Tagen hier im Blog.)

Die Tochter malte inzwischen Etiketten für unsere Marmeladengläser und klebte sie auf. Und dann genossen wir endlich unser ersehntes Marmeladenbrot! Oh wie lecker schmeckte das frische Roggenbrot mit Butter und frischer, noch etwas warmer Kirschmarmelade!

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Also wenn Euch jemand eine Schüssel Kirschen anbietet, sagt nicht nein, sondern kocht Marmelade! Es schmeckt einfach wunderbar und ist vom Geschmack nicht mit Supermarktmarmelade, nicht einmal mit Bio-Fruchtaufstrichen zu vergleichen!

Hier geht es weiter mit dem Kirschkernkissen.

2 Gedanken zu „Wir kochen Kirschmarmelade, scheitern fast an den Kernen und bereiten einen köstlichen Nachtisch“

  1. Monika sagt:

    Wunderbarer Beitrag! Ich sehe das kirschsaftverspritzte Mädchen richtig vor mir. 🙂 Und ja, Kirschmarmelade ist köstlich!!
    Auf den Blog bin ich gestoßen, weil ich so wie ihr damals verzweifelt was zum Thema Kirschkerne gesucht habe.
    Allerdings nicht zum Trocknen, sondern wegen der (evtl. gesundheitlich bedenklichen) Wirkung von mitgekochten Kernen, besonders von zersplitterten. Wir haben nämlich unsere sehr kleinen Kirschen mit dem Fleischwolf entsaftet, dabei sind einige Kerne kaputt gegangen, das aus dem durchgesiebten Saft hergestellte Gelee schmeckt nun stark nach Bittermandel. Und wir wissen nicht, ob es genießbar ist. Es wäre aber auch jammerschade, wenn man es nach der ganzen Arbeit entsorgen müsste.
    Viele Grüße Monika

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